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Archiv-Artikel

Rettungsschirm für Blaumann

KRISENREGION Der Flensburger Metallbetrieb Danfoss Compressors droht damit, die Produktion nach China zu verlagern. Die IG Metall setzt auf Kurzarbeit, schließt aber auch einen Arbeitskampf nicht aus

Die IG Metall bereitet sich beim Kompressoren-Hersteller Danfoss in Flensburg auf einen Arbeitskampf vor. Die Gewerkschaft möchte es nicht hinnehmen, dass „die Finanz- und Wirtschaftskrise zum Vehikel genutzt werde, um Sparpläne umzusetzen“. Mittwoch legte die Belegschaft die Arbeit nieder und demonstrierte vor der FSG-Werft, wo aus Solidarität ebenfalls die Arbeit ruhte. Der dänische Anlagenbauer hat angekündigt, 450 Jobs bei Danfoss Compressors in der Fördestadt abzubauen und nach China zu verlagern.

Auf der Kundgebung vor der FSG-Werft sagte IG Metall-Chef Berthold Huber der Belegschaft Unterstützung zu. In der Metallindustrie seien zurzeit 1,2 Millionen Menschen in Kurzarbeit. „Das muss auch bei Danfoss gehen“, forderte Huber vor 800 Metallern. „Nicht nur Banken haben einen Anspruch auf einen Rettungsschirm, auch die Arbeiter im Blaumann.“ Die Verlagerung ist für die IG Metall ein Vertragsbruch: In einem Sozialtarifvertrag hatte sich Danfoss verpflichtet, die Produktion bis 2011 aufrecht zu erhalten. Die IG Metall fordert nun, mit 24 Monaten Kurzarbeit Umsatzengpässe zu überbrücken. In einem Ergänzungstarifvertrag soll den IG Metallern eine Zuzahlung auf 80 Prozent des Nettogehalts garantiert werden.

Eine Schließung der Kompressoren-Produktion wäre ein erneuter schwerer Schlag für die Fördestadt. Erst voriges Jahr hatte der Handy-Hersteller Motorola 700 Leute vor die Tür gesetzt und die Produktion eingestellt. Motorola hatte 1998 für die Ansiedlung des Werkes mit anfangs 3.000 Jobs staatliche Fördermittel in Millionenhöhe erhalten.

Diese Entlassungswelle hat Flensburg bis heute nicht verkraftet. So verzeichnet die 90.000 Einwohner-Stadt mit 12,9 Prozent die höchste Arbeitslosenquote in Schleswig-Holstein und hat außer der FSG-Werft kaum noch Industrie und Produktionsbetriebe – gerade mal zwei Dutzend Firmen mit mehr als 50 Beschäftigten. Ersatzjobs für Danfoss-MitarbeiterInnen wird es auch in der Förde-Region kaum geben – auch nicht im benachbarten Dänemark, obwohl es zwischen der IG Metall Küste und „Dansk Metal“ ein Kooperationsabkommen gibt, Arbeitskräfte in die florierende dänische Wirtschaft zu entsenden. Denn auch in der Region Sonderborg an der Flensburger Förde hat Danfoss gerade mehrere hundert Jobs abgebaut. Und 18.000 ArbeiterInnen fahren ohnehin schon heute als Grenzpendler ins Königreich.

Der Danfoss-Konzern ist vor allem wegen der Übernahme der Aktienmehrheit von Sauer-Danfoss in die Schieflage geraten. Das Primärgeschäft, teilte Konzernchef Niels B. Christiansen unlängst mit, sei aber weiter positiv. KAI VON APPEN