Stiftung sucht ihre Gründungsmitglieder

Die Initiative für eine Bürgerstiftung wirbt bei ihrer Auftaktveranstaltung um weitere Geldgeber. Fördern will sie Projekte, die die Bürgerbeteiligung in Köln voranbringen. Die ersten Antragsteller stehen schon in den Startlöchern

KÖLN taz ■ Zum Beginn gab‘s einen kleinen Tadel von Christian Pfeiffer, Ex-Justizminister von Niedersachsen und „Geburtshelfer“ für vierzig Bürgerstiftungen: Nicht auf 500, sondern auf 1.000 Euro solle der Einstiegsbeitrag für ein Mitglied festgelegt werden. Nur so könne noch dieses Jahr das gesetzlich vorgeschriebene Stammkapital von 50.000 Euro für die neue Kölner Bürgerstiftung zusammen kommen.

Dann aber folgte nur Lob für die Initiative, die am Dienstag Abend ins studio dumont geladen hatte, um über die Stiftung zu informieren und spendierwillige Gründungsmitglieder zu werben. Gut 100 Menschen waren gekommen, darunter viele Vertreter von Organisationen, die auf finanzielle Unterstützung durch die Bürgerstiftung hoffen.

Was die Stiftung fördern will, blieb allerdings noch recht vage. Mit Absicht. „Wir wollen jedem Mitglied die Gelegenheit geben, seine Wünsche einzubringen“, sagte Initiativensprecherin Dorothea Freese. Ein bisschen konkreter wurde sie dann doch: Projekte, die die Bürgerbeteiligung voranbringen, sollen unterstützt werden. „Hier hat Köln großen Nachholbedarf, für die Verwaltung scheint Bürgerbeteiligung eher ein lästiges Beiwerk zu sein.“ Gedacht ist an Projekte zur Stadtentwicklung, zur Nachbarschaftspflege, Integration und Gewaltprävention. Aber auch für Kultur, Umwelt oder Soziales will man sich engagieren.

Dem Finanzamt sei die Liste zu lang, berichtete Freese, es drohe, die Gemeinnützigkeit nicht anzuerkennen. Das rief Pfeiffer auf den Plan. „Weite Formulierungen sind gerade zu Beginn einer Stiftung wichtig.“ Ein Lückenbüßer für Sparmaßnahmen der Stadt soll die Bürgerstiftung aber auf keinen Fall sein.

„Mit warmer Hand geben macht mehr Spaß als mit kalter“, machte Motivator Pfeiffer dem Publikum Appetit, mit einer Beteiligung nicht erst bis zum Testament zu warten. Er appellierte vor allem an Mitglieder des Rotary- und Lions-Clubs sowie der Karnevalsvereine, sich zum Wohl der Stadt zu engagieren. Zugleich stellte er klar: „Bei einer Bürgerstiftung zählt nicht die Höhe des finanziellen Engagements, sondern ,one man, one vote‘.“

Alle, die bei dieser Veranstaltung Interesse an der Bürgerstiftung angemeldet haben, werden in Kürze zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen. Weiter gibt es jeden zweiten Dienstag im Monat in der Melanchthon-Akademie (19.45 Uhr) ein Treffen. Bis zum Jahresende, so die Hoffnung, soll die Stiftung stehen.

JÜRGEN SCHÖN