: „Alles sehr zivilisiert“
Auge in Auge mit George Bush: „Junge Führungskräfte“ durften sich mit dem US-Präsidenten unterhalten
taz: Sie und zwanzig andere junge Deutsche haben eine Stunde mit George Bush diskutiert – gab es Überraschungen?
Katrin Heuel: Er war fähig zur Selbstironie. Er sei doch so religiös, fragte ein Teilnehmer, ob er denn auch den Befehl zum Einmarsch in den Irak von ganz oben bekommen hätte. Nee, nee, sagte Bush, das war eine ziemlich irdische Sache.
Was für ein Typ ist George Bush?
Ich fand ihn lockerer als erwartet, sehr offen. Und manchmal entwickelt er seine Gedanken erst, während er antwortet.
Das heißt, er stottert?
So weit ging’s dann doch nicht. Aber er redet schon mal drauflos und wechselt das Thema, wenn er nicht mehr weiter weiß.
Zu den Vorurteilen gegen ihn gehört, er denkt nur in Gut und Böse. Stimmt das?
Nein, das glaube ich nicht. Ich habe ihn zum Beispiel nach Präsident Putin gefragt und danach, wie dessen Politik in Tschetschenien zu Bushs Bekenntnissen zur Demokratie passt.
Und was hat er geantwortet?
Vorab hatte er Putin ja ziemlich scharf angegangen. In unserem Meeting sagte er wiederum, er wolle erst noch mit ihm reden, ehe er sich ein Urteil bildet. In Bezug auf Putin hat er sich offenbar noch kein Bild gemacht, ob er den unter Gut oder Böse einsortieren soll.
Vor dem Besuch war ein Gespräch mit ganz normalen Deutschen angekündigt, vom Metzgermeister bis zum Studenten. Am Ende haben amerikanische Organisationen in Deutschland „junge Führungskräfte“ ausgesucht. Klingt, als hätte Bush nur Amerika-Freunde zu sehen bekommen?
Nein, es gab schon ein, zwei kritische Fragen zum Irak.
Sonst herrschte Harmonie?
Es verlief alles sehr zivilisiert.
Viel spekuliert wird über die öffentlich zelebrierten Nettigkeiten zwischen George Bush und Gerhard Schröder. War die Liebe echt?
Das habe ich mich die ganze Zeit auch gefragt. Die Körpersprache war durchaus offen, sie haben Witzchen gemacht, aber es war merkwürdig: Irgendwas stimmte nicht.
Was fiel Ihnen auf?
Bushs Frotzeleien … Schröder ist darauf eingegangen, aber eben nicht so richtig. Ein Rest an Distanz ist geblieben.
INTERVIEW: PATRIK SCHWARZ
Katrin Heuel (31) ist Programmleiterin beim Aspen-Institut Berlin