: Schweigende Mehrheiten
BLM-SKANDAL Aufklärung stockt, Medienwächter mauern, Kopka schweigt
Nach einer halben Stunde wollen die Kontrolleure nicht mehr kontrollieren. „Ich rede für die schweigende Mehrheit“, sagt der Medienrat Manfred Dreml, Vertreter des Bayerischen Heimattags. „Ich habe den Eindruck, dass hier eine Kampagne gefahren wird.“ Die Vorwürfe seien nicht mehr als ein „Gebräu“. Dem gebe er Recht, sagt Klaus Dieter Breitschwert von der CSU. Das was die Medien Korruption nennen, sei eine Privatangelegenheit gewesen und „extrem ungeschickt“. Mehr nicht.
Da klopfen vor allem die Vertreter der CSU und die von Kirchen und Verbänden zustimmend auf ihre Pulte. Sie sind bei der Sitzung am Donnerstag die Mehrheit im Medienrat, dem obersten Kontrollgremium der BLM, der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien.
Es ist erst wenige Wochen her, da wurde durch Medienberichte bekannt, dass der frühere Vorsitzende des Medienrats, der CSU-Politiker Klaus Kopka, Privatkredite über 215.000 Euro von den Betreibern des regionalen Fensterprogramms „Bayern Journal“ bekommen hatte. Trotz massivem Schleichwerbeverdacht ging die BLM mit dem „Bayern Journal“ recht zahm um. Es riecht nach Korruption. Grüne und SPD fordern seit Wochen den Rücktritt von BLM-Chef Wolf-Dieter Ring.
Doch der spielt auf Zeit. In der aktuellen Sitzung des Medienrats sollte es eigentlich um Videospiele gehen, nicht um den Skandal. Erst ein Eilantrag von Grünen und SPD brachte den Punkt auf die Tagesordnung.
Wie die BLM nun berichtet, habe man Kopka aufgefordert, offen zu legen, von welchen Medienunternehmen er sonst noch Privatkredite empfangen habe. Der erbat sich schriftlich mehr Zeit, und willohne seinen Anwalt nichts mehr sagen.
Das sei zwar ein schwieriger Vorgang, sagte Medienratschef Erich Jooß. Man müsse sich aber auch auf wichtige Themen konzentrieren. Da gebe es etwa diese Sendung auf RTL, „Erwachsen auf Probe“. BERNHARD HÜBNER