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Archiv-Artikel

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Sportliches Mobbing hat noch keinem geschadet. Es sei denn, er heißt Joschka Fischer, ist Außenminister und geplagt von ausufernder Paranoia. Die Opposition dankt. Die Medien auch: Endlich ein kapitaler Zwanzigender vor der Flinte

Von SR

Was war schlecht in der letzten Woche?

„Wir werden es Dänen schon zeigen“ – Mantra der Schlechte-Verlierer-Fraktion in Kiel.

Was wird besser in dieser?

Ich hab Urlaub.

Joschka Fischer ist, laut Umfragen, nicht mehr der beliebteste Politiker in Deutschland – und selbst schuld. Warum ist das Krisenmanagement des Außenministers in der Visa-Affäre so mies?

Der Einzige, der sofort Rücktrittsgefahr witterte, war Fischer selbst. Sein hermetischer Stil, sein bärbeißiger Humorverlust zeigen jemanden, der reale Gefahren überall wittert – auch da, wo andere nur die übliche Politroutine oder sportives Mobbing durchziehen. Sein erstes, rotzigtrotzigkotziges „politische Verantwortung“-Leerwort zielte unerwartet darauf ab, das Thema abzuwürgen. Dadurch kam die Opposition erst auf die Idee, mehr draus zu machen. Fischer sieht sich von Feinden umstellt, was paranoid sein mag, aber sein Handeln am ehesten erklärt. Und seine Feinde ermutigt.

Was ist die Visa-Affäre? Ein Versagen des Auswärtigen Amtes, das die Geister, die es rief, nicht mehr loswurde – oder ein hochgeputschtes, randständiges Thema?

In den Neunzigern holte Kohls Staatssekretär Waffenschmidt mit bunten Bildern von Volkstanzgruppen 250.000 „Russlanddeutsche“ per anno ins Land. Heute berichtet die Kriminalstatistik von einem Drittel jugendlicher Straftäter aus dieser Migrationsgruppe. Lafontaine geiferte damals kurz, mit den Asylbewerbern müsse man dann aber auch diesen Zustrom stoppen. Dagegen ist das Visa-Thema sehr geringfügig. Es ehrt also SPD und Grüne immerhin, diese Gegenrechnung nicht aufzumachen, die nur in allgemeiner Fremdenfeindlichkeit enden kann.

Ist es klug, die Befragung Fischers zu verschieben?

Rüttgers und Merkel wollen Fischers Showdown an den NRW-Wahltag 22. 5. heranziehen; Rot-Grün weiß nicht so richtig. Hinzu mag die Ungewissheit kommen, in welche sorgsam verborgenen Messerchen der Minister laufen kann, wenn er zuvor nicht jeden Notizzettel im AA auftreiben und penibel prüfen lässt. Durch seine ganz unnötige Festlegung, wann er was gewusst haben will, wird’s jetzt schon beim nächsten Widerspruch engholm.

Warum stürzen sich die linksliberalen Medien wie Stern und Spiegel mit solcher Inbrunst auf Fischer und seine Visa-Affäre?

Vielleicht wollen sie diesen Irrtum über ihren „Linksliberalismus“ endlich geraderücken. Der Spiegel-Titel „Das Boot ist voll“ auf der Höhe der Asyldebatte war ja auch schon ziemlich linksliberal. Hinzu kommt zweitens die schiere Jagdlust, wenn sie wittern, dass ein kapitaler Zwanzigender wie Fischer schwächelt. Und drittens hat Fischer mit Herablassung und Arroganz ein ansehnliches Trüppchen von Feinden in den Medien gezüchtet.

Angenommen, Fischer muss zurücktreten – was bedeutet das für die Grünen? Einen Verlust? Oder eine Befreiung?

Siehe Union ohne Kohl.

Hätte Rot-Grün 2006 ohne Fischer eine Chance?

SPD-Verluste landen oft bei den Grünen – aber Verluste der Grünen nicht so treffsicher bei der SPD. Schröders tägliche Rückhalt-Erklärung für seinen Vize mag nach außen auch Freude ausdrücken, dass nun die Hierarchie wieder klar ist. Nach innen müssen die Sozis das Thema schnellstmöglich vom Tisch bekommen.

Und was macht Borussia Dortmund?

Will für Geld das Westfalenstadion umbenennen. Ich bin für „Jesus-Kampfbahn“: Er trieb die Wucherer aus dem Tempel und holte die Blinden und Lahmen herein. Teil zwei ist spielerisch schon weitgehend abgeschlossen. FRAGEN: SR