: Es gibt Ost-West-Unterschiede
betr.: „Der Feind steht rechts der Elbe“, taz vom 23. 2. 05
Schade, dass Robin Alexander die taz selbst nicht liest. Dann wüsste er z. B., dass die NPD ihre Ressourcen auf Sachsen konzentriert hatte, während in Schleswig-Holstein nur lokale Kräfte angetreten sind. Auch wüsste er dann vielleicht, dass in Gesamtdeutschland 10 bis 15 Prozent der Bürger mit Rechtsextremen sympathisieren und dass in Baden-Württemberg und anderswo die Rechtsextremen auch schon im Landtag waren. Recht hat er, dass es Ost-West-Unterschiede gibt. Die bestehen aber eher darin, dass im Westen das Nazi-Tabu noch wirkt. Im Osten ist es für viele mit dem Untergang der SED-Ideologie mit untergegangen. Für viele hier gilt heute: Was nicht verboten ist, ist erlaubt, und es ist auch nicht anstößig, erlaubten Dingen nachzugehen. So ist die Wahl der NPD z. B. als Protestzeichen eben etwas nicht so Schönes, aber doch Akzeptables.
Deutlich wird sein Anliegen am Ende des Artikels, wo er vom „unumgänglichen Umbau der Republik“ und „Rückzug des Staates“ schreibt. Es geht ihm nicht um die NPD, es geht ihm offensichtlich darum, dass die, die im Osten deklassiert werden sollen, sich noch nicht so individualisiert in ihr Schicksal fügen wie ihre Leidensgenossen im Westen. HORST SCHIERMEYER, Zittau
Die These, die westlich dominierten Medien hätten Hemmungen, das rechte Problem im Osten zu verorten, ist geradezu lachhaft! Solingen war immer ein gesamtdeutsches, wenn nicht europäisches Phänomen. Die zivilisatorische Entgleisung fehlgeleiteter Hänflinge. Rostock-Lichtenhagen dagegen ist und bleibt typisch ostdeutsch. Ich bestreite ja nicht, dass zur rechten oder rassistischen Gesinnung eine gewisse intellektuelle Unbedarftheit gehört. Die Essenz des Artikels allerdings, Radikalität entspränge nicht der Armut, sondern der Dummheit, und die Ostdeutschen wählten PDS und NPD, weil sie dümmer sind (das steckt ja wohl hinter der lang und breit festgestellten Unfähigkeit der Ostdeutschen, ihre Vergangenheit und Gegenwart zu verarbeiten …), ist jedoch nicht nur unhaltbarer, sondern auch gefährlicher Nonsens.
Dabei gibt es doch ein ostdeutsches Phänomen, an dem man sich abarbeiten könnte: Angela Merkel! Wie schafft es die Frau, erst diese Visasache zur Affäre aufzublasen, um Herrn Fischer im Fortschreiten die ehrenvolle Niederlegung seiner Ämter anzuempfehlen. Gleichwohl kuschelt sie mit ihrem Ehrenvorsitzenden Kohl, der aus persönlichem Ehrgeiz die deutsche Einheit im Schweinsgalopp durchboxte, was mittlerweile selbst viele seiner Parteifreunde für einen Fehler halten. Viel schlimmer aber, war er immer wieder in Geschichten verstrickt, in deren Dunst Verfehlungen ruchbar wurden, die man sich sonst nur für Bananenrepubliken vorstellen kann und die wohl nur deshalb nicht aufgedeckt werden, weil die Aufdecker Schaden für Staat und Vaterland befürchten.
INGO WITZMANN, Berlin