Westpreußen-Stiftung : Der Strohhalm
Münsters Christdemokraten haben sich für die nach dem SS-Mann Erik von Witzleben benannte Westpreußen-Stiftung und ihr „Landesmuseum“ weit aus dem Fenster gelehnt. Jetzt klammern sie sich an den letzten Strohhalm: Ein Historiker soll nun prüfen, ob Namenspatron Witzleben nicht vielleicht doch gegen seinen Willen in die SS hineingezwungen wurde.
KOMMENTAR VONANDREAS WYPUTTA
Doch das ist mehr als unwahrscheinlich: Die „Schutzstaffel“ war Hitlers verbrecherische Elite, die Zugehörigkeit galt unter Nazis als Ehre. Und noch unwahrscheinlicher scheint, dass Witzleben nach nur zwei Jahren SS-Zugehörigkeit gegen seinen Willen befördert wurde. „Von Witzleben kann und wird der SS noch wertvolle Dienste leisten“, lautete die Einschätzung der Nazis nicht umsonst.
Umso beschämender die Chuzpe, mit der führende Christdemokraten auch heute noch die Westpreußen-Ausstellung und damit ihre eigene Unwissenheit verteidigen. Offensichtlich ist es den Historikern des „Westpreußischen Landesmuseums“ nie in den Sinn gekommen, die Vergangenheit des Namensgebers der eigenen Trägerstiftung zu erforschen. Die Quittung zahlen Stiftung wie Christdemokraten jetzt: Unwissend, ja „schockiert“ stehen sie vor der Öffentlichkeit. Schlimmer kann sich eine wissenschaftliche Einrichtung, die sich der Erforschung der westpreußischen Geschichte verschreiben hat, nicht blamieren. Offensichtlich braucht auch das Museum eine Überprüfung – durch unabhängige Historiker.