: „Absonderliches Verbrechen“
Jessicas Hungertod und ihr vorhergehendes Martyrium ist für den Kriminologen Christian Pfeiffer ein „absonderliches Verbrechen“. Es gebe „kaum seinesgleichen in Deutschland“, sagte der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen in Hannover. Vor allem rage die „emotionale Kälte der Eltern“ Jessicas heraus. Ungewöhnlich sei auch das Alter des Opfers. Meist würden Säuglinge von ihren Eltern vernachlässigt oder getötet. „In solchen Fällen sind die Eltern schon in der Babyphase überfordert“, sagte Pfeiffer.
Pfeiffer war in den 90er Jahren Mitglied der Enquete-Kommission Jugendkriminalität der Hamburger Bürgerschaft und bis 2002 SPD-Justizminister in Hannover. Insgesamt sei „sowohl das Tötungs- als auch das Missbrauchrisiko von Kindern rückläufig“, erklärte Pfeiffer. Dies sei unter anderem auf das Verbot der Züchtigung zurückzuführen, in dessen Folge es weniger Misshandlungen und weniger Gewalt gebe. Dieser Trend habe sich seit Mitte der 90er Jahre stabilisiert. In der Statistik der Gewaltakte gegen Kinder sieht Pfeiffer leichte Veränderungen: „Es gibt weniger Fremdtötungen, dafür aber relativ mehr innerfamiliäre Tötungen.“ Dennoch seien derartige Fälle „Gott sei Dank extrem seltene Ereignisse“. LNO