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Archiv-Artikel

„Nicht so schlecht“

Dieter Gruschwitz, neuer Leiter der ZDF-Hauptredaktion Sport, über Reformen beim „Sportstudio“, Kritik nach Olympia und gute Stimmung

INTERVIEW JUTTA HEESS

taz: Herr Gruschwitz, was ist eine „Lattenkracherin“?

Dieter Gruschwitz: Diese Erklärung müsste unser Chefredakteur, Nikolaus Brender, geben, weil er das Wort formuliert hat. Aber ich glaube, ich kann ihn richtig interpretieren. Unter „Lattenkracherin“ versteht man eine Moderatorin, die wir für das „Sportstudio“ suchen, die Aufmerksamkeit erregt, die einen überzeugenden Auftritt hat. Wir suchen etwas Kompetentes und Passendes.

Gibt es denn schon potenzielle Lattenkracherinnen?

Wir führen mit einigen Kandidatinnen Gespräche, aber es wäre noch zu früh, jetzt schon etwas zu sagen.

Das Ziel „Frau im ‚Sportstudio‘“ in allen Ehren, aber sollte man die Sendung nicht auch inhaltlich renovieren?

Es ist richtig, dass die Marktanteile in den letzten Jahren zurückgegangen sind, doch gibt es heute eine andere Konkurrenzsituation. Früher gab es zum Beispiel einige Spiele der Fußball-Bundesliga exklusiv bei der ARD, andere exklusiv beim ZDF. Außerdem gab es die privaten Sender noch nicht. Wir sind aber tatsächlich dabei, einige Veränderungen herbeizuführen, wobei man auch klar sagen muss, dass das „Sportstudio“ ein festes Korsett hat, und das ist die Fußballbundesliga. Man kann das „Sportstudio“ nicht von Grund auf revolutionieren.

Was wollen Sie grundsätzlich anders machen als Ihr Vorgänger Poschmann?

Der Sport im ZDF ist eine sehr gute Marke. Gerade durch Wolf-Dieter Poschmann haben wir eine klare journalistische Linie vorgegeben, die wir fortsetzen, die wir vielleicht in Details noch ein bisschen ausfeilen. Der Sport im ZDF wird sich immer an Sachlichkeit und Fachlichkeit orientieren. Es ist klar, dass wir auch immer wieder ein unterhaltsames Element einbauen werden, doch wir wollen eine klare Trennung ziehen zwischen Sport und Unterhaltung. Ich glaube auch, dass wir nicht so schlecht sind, wie wir in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Man sollte nicht immer auf den Schattenseiten des ZDF-Sports herumreiten.

Was sind denn Ihrer Meinung nach die Schattenseiten?

Es gab zum Beispiel schwächere Momente in den Reporter- und Moderatorenleistungen bei Olympia in Athen, obwohl wir grundsätzlich sehr zufrieden waren. Daran müssen wir arbeiten. Doch man sollte auch die Gesamtleistung sehen, da werden Strecken von 13 Stunden geboten, und dann verspricht sich mal ein Kollege oder eine Kollegin oder führt ein unglückliches Interview. Das ist unheimlich ärgerlich, aber nicht repräsentativ.

Ziehen Sie Konsequenzen aus der Kritik an der Berichterstattung von Athen?

Sicherlich, Nachlässigkeiten müssen abgestellt werden. Die Kollegen müssen ihre fachliche Kompetenz auch immer wieder selbst überprüfen und sich weiterbilden. Wir sind in einem Wettbewerb, nicht nur mit der ARD, wer weiß, wie sich die Rechtelage bei den nächsten Olympischen Spielen verändern wird, vielleicht kommen auch die privaten Anstalten dazu.

Man hört immer so viel von der schlechten Stimmung in der ZDF-Sportredaktion. Ist sie mit Ihrem Antritt schon besser geworden?

Ich möchte mich nicht dazu äußern, ob die Stimmung besser geworden ist. Ich kann nur sagen: Sie ist momentan ganz gut.