„Ab 2006 schreibt Opel schwarze Zahlen“

Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hält die Abmachungen für realistisch und aussichtsreich

taz: Die Vereinbarung bei Opel nennt sich Zukunftsvertrag. Haben die drei westdeutschen Werke Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern tatsächlich eine Zukunftschance?

Ferdinand Dudenhöffer: Eine gute sogar. Es wurden überfällige richtige Entscheidungen getroffen und die Kapazitäten den Realitäten auf dem Markt angepasst. Das gilt für die Belegschaft und für die Produktion. Für die Belegschaft war das alles natürlich schmerzlich. Schließlich fallen fast 10.000 Arbeitsplätze weg. Aber gerade in Rüsselsheim sind jetzt die verbliebenen Arbeitsplätze relativ sicher. Und die Produktionsgarantie für die Mittelklasse in Europa – Opel und Saab – sorgt für Kapazitätsauslastung im neuen Automobilwerk Leanfield in Rüsselsheim. Diese modernste Autofabrik der Welt in Rüsselsheim gab wohl den Ausschlag für die Vergabe auch der Saab-Produktion dorthin. Meine Prognose: Ab 2006 wird Opel wieder schwarze Zahlen schreiben.

Hat auch das Werk in Bochum, das erster Kandidat für eine eventuelle Werkschließung war, wieder eine Zukunftschance über das Jahr 2010 hinaus?

Ganz sicher dann, wenn es gelingt, das Lohnniveau dort bis 2010 auf Metalltarifniveau abzusenken und die Sonderzulagen zu streichen. Nur so kann sich das veraltete Werk in Konkurrenz mit anderen Produktionsstätten der GM-Familie in Europa weiter Aufträge sichern. Bei Renitenz der Belegschaft könnten in Bochum doch noch die Lichter ausgehen. Der Standort ist der schwächste in Deutschland. Hätten die Betriebsräte bei den Verhandlungen gemauert, hätte GM die Werke in Bochum vielleicht schon eliminiert und die Produktion über ganz Europa verteilt. In Bochum können sie sich beim Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Klaus Franz bedanken, der großes Verhandlungsgeschick bewiesen hat.

Und der Verlierer ist … Trollhättan?

Ganz bestimmt. Wer in Europa will schon einen Cadillac kaufen? In der Upper Class ist die Konkurrenz groß. Und bestens aufgestellt. Bei Saab in Trollhättan werden in Zukunft wohl auf kleinem Niveau nur ein paar Sondermodelle gebaut werden. INTERVIEW:
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT