: Die Nase von San Francisco
Die erste große Zeit seines Lebens hatte Karl Malden in den 50er- und 60er-Jahren. Der Schauspieler mit der markant-knubbeligen Nase wirkte in vielen, heute klassischen Filmen mit, etwa in Elia Kazans skandalumwitterten Film „Baby Doll“ aus dem Jahr 1956, in dem er den Ehemann einer Minderjährigen spielte.
Beeindruckt von Malden war neben Kazan, mit dem er immer wieder arbeitete, auch die American Academy of Motion Pictures, die ihm 1952 für seine Leistung in Kazans „A Streetcar Named Desire“ (Endstation Sehnsucht, 1951) einen Oscar verlieh. Drei Jahre später war Malden erneut nominiert, ebenfalls für eine Rolle in einem Kazan-Film. In „On the Waterfront“ (Die Faust im Nacken, 1954) spielte er den Priester Berry. In einer improvisierten Predigt agitiert er die Weftarbeiter, die sich in einer Zwickmühle befinden: Entweder schließen sie sich der korrupten, mafiaartig organisierten Gewerkschaft an, oder sie finden keine Arbeit mehr und müssen um ihr Leben fürchten. Berry steht im Bauch eines Schiffs, dessen Ladung gerade gelöscht wird. Einer der Arbeiter wurde von einer herabgestürzten Hebebühne zerquetscht. Neben der Leiche wettert der Priester nun gegen die Mobster von der Gewerkschaft, die den Unfall zu verantworten haben: „Was denkt wohl Jesus von den Kerlen in ihren 150-Dollar-Anzügen?“
Die zweite große Zeit seines Lebens hatte Malden, der 1912 unter dem Namen Mladen Sekulovic in Chicago geboren wurde und in Gary, Indiana, aufwuchs, von 1972 bis 1977. Mit der TV-Serie „Die Straßen von San Franciso“ wurde er weltbekannt; er spielte Lieutenant Mike Stone, an seiner Seite ermittelte Inspektor Steve Keller, verkörpert vom jungen Michael Douglas. Danach blieb Malden dem Fernsehen weitgehend treu. Seine letzte Rolle hatte er vor neun Jahren in „The West Wing“ – als Priester. CRISTINA NORD