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Archiv-Artikel

Weltmesse ohne Weltzentrum

Die geplante Weltmesse Entry 2006 auf Zeche Zollverein hat jetzt einen 8,3Millionen Euro-Förderbescheid erhalten. Im April wird das fünfköpfige Kuratoren-Team bestimmt

ESSEN taz ■ Noch ist die Kohlenwäsche auf Zollverein eine entkernte Hülle. Doch das Geld fließt bereits für die dort geplante Weltausstellung. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat vorgestern eine Zuwendung von 8,3 Millionen Euro für die Design-Megashow „Entry 2006“ bewilligt. Davon bringt das Land NRW 5,5 Millionen auf, die Europäische Union den Rest. Auch die Stadt Essen beteiligt sich 2006 an der Finanzierung. „Damit ist sicher, dass die Entry Mitte August kommenden Jahres stattfinden wird“, sagt Horst W. Hildebrand, seit fünf Wochen Projektleiter bei der Entwicklungsgesellschaft Zollverein (EGZ). Mitte April werde das fünfköpfige Kuratoren-Team bestimmt. 100 Tage lang soll sie eine weltweit beachtete Vorschau auf künftige Entwicklungen in den Bereichen Design, Technik und Kultur zeigen. Das soll dann die Initialzündung für die weitere Standortentwicklung des Kulturerbes werden.

Das renommierte Designzentrum – und zugleich räumlicher Nachbar der Kohlenwäsche – wird sich an diesem Weltausstellungs-Prozess nicht mehr beteiligen. „Wir haben das vollkommen abgeschrieben“, sagt Peter Zec, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Design-Zentrums. Er hat die Rahmenbedingungen für die Weltmesse entwickelt, sein Konzept, das immer noch Grundlage für das Programm ist, bereits vor einem Jahr vorgestellt. Danach hatten Querelen die Stimmung auf Zollverein vergiftet. Zec zog sich zurück.

Doch seitdem ist einiges passiert. Die gesamte Führung bei der Entwicklungsgesellschaft wurde ausgetauscht. NRW-Kulturminister Michael Vesper (Grüne) übergab den Vorsitz im Aufsichtsrat an seinen Staatssekretär Manfred Morgenstern. Entry-Projektleiter Hildebrand, der selbst Industriedesigner ist, signalisiert offene Gesprächsbereitschaft, zu einem Disput gehörten eben immer Zwei: „Es wird keine Entry gegen das Designzentrum geben“, sagt Hildebrandt. Noch stecke man die Rahmenbedingungen ab.

„Wie sollte man auch eine Designmesse gegen das Designzentrum machen?“ Für Professor Zec, der seit kurzem auch den Weltverband der Designer leitet, sind das alles keine Gründe, wieder ins Entry-Boot zu steigen. „Wir errichten gerade neue Designzentren in Singapur und USA“, sagt er. Das Red Dot Label, weltweit begehrte Auszeichnung für aktuelle Design-Produkte, entwickele sich zum innovativen Exportschlager. Da begebe man sich nicht wieder auf so ein provinzielles Niveau zurück, ist sich Zec sicher. Die Entry finde definitiv ohne das Designzentrum statt. Die Weltmesse werde auch kein Katalysator für das Gelände werden. Es sei schwierig, mittelständische Betriebe da hin zu locken. „Das ist nicht mehr zu leisten,“ sagt Zec. PETER ORTMANN