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Archiv-Artikel

AKW Garoña bleibt am Netz

ATOMKRAFT Spaniens Regierungschef Zapatero verlängert die Laufzeit für das älteste Atomkraftwerk des Landes, Garoña, um vier Jahre. Und bricht ein Wahlversprechen

AUS MADRID REINER WANDLER

Spaniens Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero setzt das nukleare Moratorium aus, das eine Begrenzung der Laufzeit der verbleibenden acht spanischen AKWs auf 40 Jahre vorsieht. Entgegen ihrem Wahlkampfversprechen verlängerte die sozialistische Regierung am Donnerstag die Betriebsgenehmigung für das AKW Garoña in der Nähe der nordspanischen Stadt Burgos um weitere 4 Jahre. Anders als seine Vorgänger, der Sozialist González und der Konservative Aznar, die jeweils ein AKW aus Sicherheitsgründen vom Netz nahmen, gibt Zapatero damit dem Druck der Atomlobby nach. Das 1970 eingeweihte älteste Atomkraftwerk Spaniens gehört den beiden Marktführern in Spaniens Energiebranche, Iberdrola und Endesa, zu je 50 Prozent. Garoña hat eine Kapazität von 460 Megawatt.

Nachdem der spanische Atomare Sicherheitsrat Garoña einen technischen Zustand bescheinigte, der 10 weitere Betriebsjahre erlaube, machten die Betreiber Front gegen das Moratorium. Eine Abschaltung Garoñas, das 1,2 Prozent des spanischen Strombedarfs deckt, würde zu einem Anstieg der Strompreise um bis zu 10 Prozent führen, lautete eines ihrer Hauptargumente. Ein geschickter Schachzug in Zeiten, in denen die Strompreise dank der Liberalisierung um 2 Prozent zulegen. Doch das Hauptargument waren die Arbeitsplätze. Garoña liegt in einem Tal, in dem es außer der Atomkraft keine Industrie gibt. Die Betreiber schickten die Belegschaft an die Front. In den letzten Monaten verging kaum ein Tag, in dem der Betriebsrat die Mitarbeiter nicht gegen eine mögliche Stilllegung mobilisierte.

Die Entscheidung müsse „verantwortlich mit dem Arbeitsmarkt“ umgehen, begründete denn auch Industrieminister Miguel Sebastián die umstrittene Entscheidung. „Jetzt haben wir vier Jahre, um eine industrielle Alternative in der Region zu entwickeln“, erklärte er. Von einem Zwischenlager für Atommüll bis hin zu touristischer Infrastruktur ist die Rede.

„Es wird eine Entscheidung sein, die von beiden Seiten kritisiert wird“, erklärte Zapatero wenige Stunden vor der Bekanntgabe der Lizenzverlängerung. Er sollte recht behalten. Die Betreiber sowie der Betriebsrat kündigten rechtliche Schritte zugunsten einer Verlängerung der Laufzeit um volle 10 Jahre an.

Auf der Gegenseite zeigen sich die Umweltorganisationen und die Verbände der Produzenten erneuerbarer Energien enttäuscht. Das AKW sei unsicher, erklären sie und verweisen auf verschiedene Zwischenfälle in der 40-jährigen Unternehmensgeschichte. Außerdem sei die Technik veraltet. Selbst das Industrieministerium muss eingestehen, dass Garoña 50 Prozent mehr radioaktive Abfälle produziert als die neueren spanischen Atomkraftwerke.