Der Fall Jessica
: Die Krise als Chance

Es gibt viele Gründe, das Ende der Amtszeit von Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig herbeizusehnen. Sie überfordert die Schulen mit Sparmaßnahmen. Sie leistet sich einen üppig bezahlten Sprecher, und sie erteilt der Lehrerschaft mit ihrem Maulkorberlass ein unwürdiges Sprechverbot. Dinges-Dierig verantwortet, dass es zu große Klassen gibt, in denen gerade die Kinder von sozial Schwachen nicht mehr gesehen und angemessen gefördert werden. Doch ob es im Fall Jessica nur darauf ankommt, ob hier die Bildungssenatorin versagt hat, ist fraglich – Rebus gibt es seit 2000. Die mangelhafte Kommunikation zwischen Schule und Jugendhilfe soll sich unter der CDU-Regierung zwar verschlimmert haben. Es gab sie aber auch schon unter Rot-Grün.

Kommentarvon Kaija Kutter

Wenn der Senat dieses Thema nun anpackt, muss das nicht verkehrt sein. Allerdings sollte hier sensibel darauf geachtet werden, dass drohender Zwang und Kontrolle nicht dazu führen, dass Eltern sich zurückziehen und gar keine Hilfe mehr zulassen.

Dinges-Dierig nutzte die Krise der letzten Tage übrigens als Chance, um sich als verantwortliche Macherin zu profilieren. Ihre Betroffenheit über diesen Fall ist zweifelos echt, ebenso wie die des gesamten Senats. Es wäre zu schön, wenn dies erzieherische Wirkung zeigte und Kürzungen bei Kitas, Kinderkuren, Schule und Jugendhilfe künftig unterblieben. Um vernachlässigten Kindern zur Seite zu stehen, braucht man nicht nur Daten, sondern auch Ressourcen.