: Lieber doch mit Zuschuss
Ohne Fördergelder ist die Zukunft von Waldau-, Schnürschuhtheater und Kito prekär. Nun hofft man doch wieder auf den Staat. Dabei waren die neuen Betreiber des Waldau-Theaters mit dem Anspruch angetreten, eigenständig zu wirtschaften
Bremen taz ■ Vor vier Monaten waren Klaus und Susanne Marth voller Zuversicht angetreten, um das insolvente Waldau-Theater zu übernehmen. „Wir wollen zeigen, dass es sehr wohl möglich ist, gutes Theater auch ohne Zuschüsse auf die Bühne zu bringen“, hatte Klaus Marth damals gesagt. Doch gestern räumte er ein, dass die finanzielle Lage des Theaters mehr als prekär sei. Zu wenig Zuschauer finden den Weg ins Theater, weil sie nicht wüssten – so vermutet Marth –, dass der Spielbetrieb längst wieder läuft. Noch im letzten Jahr haben die neuen Betreiber zwei Anträge auf Projektbeihilfe gestellt, die sich zusammen auf rund 100.000 Euro beliefen.
Das Waldau-Theater ist nicht die einzige Bremer Kultureinrichtung, deren finanzielle Zukunft auf der Kippe steht. Mehr als ein Jahr nach dem Beschluss des Kultursenators, die Förderung für das Waldau- und Schnürschuhtheater einzustellen und diejenige für das Kito deutlich zu reduzieren, ist die weitere Finanzierung dieser Einrichtungen ungeklärt. Ursprünglich sollten die Förderungen bereits zum Jahr 2004 auslaufen, nach Protesten muss das Schnürschuh-Theater nun erst seit diesem Jahr ohne den öffentlichen Zuschuss von 175.000 Euro auskommen. „Es gibt einen Hoffnungsschimmer“, sagt Reinhard Lippelt, der Geschäftsführer des Jugendtheaters. Zum einen hofft man auf Überbrückungsgelder aus dem Kulturressort; zum anderen soll eine Kampagne zur Anwerbung von Kleinsponsoren anlaufen. Lippelt glaubt, 175 Kleinsponsoren anwerben zu können, die jeweils 1000 Euro zur Verfügung stellen. Dass ihm kein Jugendtheater bekannt ist, das mit diesem Konzept arbeitet, räumt er allerdings ein.
Im Vergleich zum Schnürschuhtheater ist die Situation des Kultur- und Veranstaltungszentrums Kito nahezu entspannt. Denn die bisherigen Zuschüsse von 200.000 Euro werden nach einer Vereinbarung mit dem Kultursenat weiterhin als Projektmittel ausgezahlt, bis eine Neuordnung für Bremen Nord gefunden ist.
Von Seiten der Politik ist derzeit nichts zur weiteren Linie gegenüber den Kürzungsbetroffenen zu erfahren. „Es gibt noch nichts“, so die Auskunft von Kultursenatssprecher Christoph Rehders. Die Senatslinie sei nach wie vor, auf Projektsteuerung statt auf institutionelle Zuschüsse zu setzen. „Vor dem kommenden Koalitionsausschuss ist das alles Kaffeesatzleserei“, so Carmen Emigholz (SPD), Sprecherin der Kulturdeputation.
Für das Waldau-Theater wird die Zeit indes knapp. „Ich weiß nicht, wie lange wir angesichts der Auslastung der letzten Vorstellungen noch durchhalten können“, sagt Klaus Marth. Zwar sind die Abonnementzahlen auf über 500 gestiegen, besuchten 25.000 Zuschauer die Weihnachtsvorstellungen, arbeiten zwei statt der ehemals zwölf Mitarbeiter in der Verwaltung, doch all das fängt die Verluste nicht auf. An der Qualität der Stücke liege es nicht, versichert Marth. „Die Publikumsresonanz ist sehr gut.“ Doch der Verkauf freier Karten läuft nach wie vor schleppend.„Ich weiß nicht, was wir noch tun sollen, um zu zeigen, dass das Waldau-Theater nicht tot ist“, sagt Pressesprecher Wolfgang Diehl. Am 26. März soll ein Aktionstag Abhilfe schaffen, dabei schreckt man auch vor Sammelbüchsen nicht zurück.