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Archiv-Artikel

Frauen wehren sich

Frauensenator Wolf stellt Bericht zu häuslicher Gewalt vor. 2004 zeigten 13.000 Berlinerinnen prügelnde Männer an

Immer mehr Frauen machen öffentlich, dass Männer ihnen Gewalt antun: Im Jahr 2004 zeigten 12.814 Opfer von häuslicher Gewalt die Täter bei der Polizei an. Im Jahr 2003 erstatteten 10.371 Gewaltopfer Anzeige, 2002 waren es noch 7.552. „Die Zahl der gewalttätigen Übergriffe selbst ist nicht so signifikant angestiegen“, sagte Harald Wolf gestern, Senator für Wirtschaft, Arbeit und – richtig, es war Frauentag – Frauen. Es sei vielmehr gelungen, die Dunkelziffer erheblich aufzuhellen, so Wolf.

Die Zahlen stammen aus dem Senatszwischenbericht zur Bekämpfung häuslicher Gewalt, den Wolf vorlegte. Sein Fazit: Das Thema werde endlich nicht mehr tabuisiert. Tatsächlich kann sich die rot-rote Gesetzgebung richtige Ansätze gutschreiben: Seit Februar 2003 darf die Polizei – auf Basis des Allgmeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetzes – prügelnde Ehemänner aus der gemeinsamen Wohnung werfen. Im Jahr 2004 wiesen die Beamten 1.175 Brutalos die Tür, ein Jahr zuvor 1.036.

Lobend erwähnte Frauensenator Wolf, dass Berlin „trotz angespannter Haushaltslage“ 326 Plätze in sechs Frauenhäusern anbietet. Aufgrund ebenjener angespannten Lage sind dort allerdings bereits 9 Plätze weggefallen, 22 sollen es bis zum Sommer werden. So genannte Zufluchtswohnungen mit abgespeckter Betreuung für Frauen und Kinder sollen Ausgleich schaffen – sie würden in den nächsten Wochen eingerichtet, sagte Wolf.

Die Problematik der Gewalt gegen Frauen habe durch die Ehrenmorde „traurige Aktualität“, sagte der Senator weiter. In Zukunft sollen verstärkt Hilfsangebote zur Beratung und Qualifizierung von Migrantinnen entwickelt werden, kündigte Wolf an. Er verwies auch auf Diskussionen mit der Ausländerbehörde, weil das geltende Recht die Aufenthaltserlaubnis mit dem Ehestatus verknüpft: „Gewalt in Familien darf nicht zementiert werden, weil das Ausländerrecht Bedingungen an den Stand der Ehe knüpft“, sagte Wolf.

Häusliche Gewalt trifft in Berlin überwiegend Frauen. Über 90 Prozent der Opfer sind weiblich.

ULRICH SCHULTE