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Archiv-Artikel

Premier auf Anklagebank

Kosovos Regierungschef Haradinaj gibt nach Anklage vor Kriegsverbrechertribunal in Den Haag sein Amt auf

PRIŠTINA afp ■ Der Ministerpräsident des Kosovo muss sich wegen Kriegsverbrechen vor dem UN-Tribunal in Den Haag verantworten und ist deshalb von seinem Amt zurückgetreten. Er sei unschuldig und glaube nicht, dass die Anklage „negative Auswirkungen“ haben werde, sagte Regierungschef Ramush Haradinaj gestern in Priština. Im Interesse seiner Heimat und seiner Landsleute werde er mit dem Gericht zusammenarbeiten. Der ehemalige Rebellenführer muss sich wegen seiner Rolle im Kosovokrieg von 1998 bis 1999 verantworten. Serbien wirft dem 35-Jährigen insgesamt 108 Kriegsverbrechen gegen Zivilisten vor.

Er müsse sich opfern und wolle dabei betonen, dass er keines der Verbrechen begangen habe. Was er im Kosovokrieg Ende der 90er-Jahre getan habe, sei „im Einklang mit den internationalen Regeln“ geschehen. Die Weltgemeinschaft habe „einen großen Fehler“ begangen, indem sie das UN-Tribunal gegründet habe, denn es stelle Freiheitskämpfer und Angreifer auf eine Stufe, klagte Haradinaj.

Der Exrebellenführer war im Dezember zum Regierungschef des Kosovo gewählt worden. Als ein Kommandeur der Kosovo-Befreiungsarmee UÇK hatte er während des Krieges im Westen der Provinz gegen die serbische Armee gekämpft. Serbien wirft dem Albaner vor, in 108 Fällen Kriegsverbrechen begangen zu haben. Außerdem soll Haradinaj 67 Morde verübt, weitere 267 in Auftrag gegeben und rund vierhundert Menschen verschleppt haben. Nach seiner Wahl forderte die serbische Regierung in Belgrad die UNO auf, seine Ernennung rückgängig zu machen, weil sie mit dem Friedensprozess im Kosovo unvereinbar sei.

Seit dem Kosovokrieg verwaltet die UNO die südserbische Provinz, die zu gut neunzig Prozent von Albanern bewohnt wird. Während die Kosovo-Albaner die Unabhängigkeit der Region fordern, lehnt die serbische Regierung dies kategorisch ab. In dem Gebiet leben noch etwa 80.000 Serben in Enklaven, rund 200.000 Serben flohen nach dem Krieg aus dem Kosovo.

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