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Archiv-Artikel

Geldanleger wollen der Gewoba ans Fett

CDU und Finanzsenator wollen die Gewoba verkaufen – die SPD sagt Nein. Das Schicksal der „Bremischen“ zeigt, wie Investmentsfonds ihre Anlagen plündern. Der Senat hatte dem Verkauf der „Bremischen“ an US-Fonds Blackstone zugestimmt

Von Kawe

Bremen taz ■ „Die Gewoba ist unter Einbeziehung strategischer Partner zu privatisieren.“ So schlicht steht der Satz in dem Papier, das der Finanzsenator am 24. Februar dem Senat auf den Tisch gelegt hat. Der Senat hat es kommentarlos dem Koalitionsausschuss für seine Spar-Beratungen weiter gereicht. Seitdem wird hinter den Kulissen heftig gestritten und spekuliert. Denn nicht nur wegen der prekären Haushaltslage ist der Verkauf der staatlichen Gewoba-Anteile – formal sind es immerhin noch 74 Prozent – auf der Tagesordnung.

Angeblich haben die Agenten amerikanischer Großanleger schon im Rathaus angeklopft und verlockend hohe Summen geboten. „Wir legen überall unser Ohr auf die Schiene“, hat Hanns Ostmeier, der deutsche Vertreter des US-Investmentfonds Blackstone, kürzlich formuliert. 23 Milliarden Euro privates Eigenkapital soll Blackstone in der Kriegskasse haben und angesichts der Dollar-Schwäche massiv nach Anlagen in Euro-Ländern suchen.

Die Betriebsräte der beiden traditionsreichen Bremer Wohnungsbaugesellschaften kennen Blackstone nur aus der Zeitung und lesen dort unter anderem, dass das Unternehmen nach fünf Jahren Rendite für die vielen Millionen Anleger, darunter auch viele kleine Sparer, sehen will. Die Devise lautet: Kassieren und schnell wieder vergessen.

Der Betriebsratsvorsitzende der Bremischen, Patrick Wulf, kann daher die Kollegen von der Gewoba vor solchen Einkäufern nur warnen. Blackstone werde dasselbe machen, was schon die Anlagegesellschaft WCM gemacht hat: Guten Wohnungen verkaufen, um Rendite aus dem Unternehmen zu ziehen, wenig neu bauen, bei den Instandhaltungs-Kosten drastisch sparen.

Damit die Arbeitsplätze erhalten bleiben, so wurde 1997 erzählt, sollte ein „starker Partner“ gesucht werden, der die Bremer Traditionsunternehmen nicht ausplündern und verschmelzen will. Käufer waren Geldanleger unter dem Kürzel „RSE“ und „WCM“. Die Bremische musste problematische Wohnungen in Duisburg und Chemnitz kaufen – ausgerechnet von der RSE. Noch heute, sagt der Betriebsrat, muss aus Überschüssen der Bremer Wohnungen der Verlust der Bestände in Duisburg und Chemnitz ausgeglichen werden.

Die RSE wurde dann an die WCM verkauft. Für 31.000 Wohneinheiten der WCM, darunter die 6.000 der Bremischen, legte wiederum Blackstone Ende 2004 1,4 Milliarden Euro auf den Tisch. Auch die Bremer Beamtenbau-Gesellschaft gehört inzwischen Blackstone. Und so ist heute das passiert, was vermieden werden sollte: Bremische und Beamtenbaugesellschaft sind unter einem Dach in einem Haus. Es ist eine Frage der Zeit, wann die Belegschaften verschmolzen werden. Bei der Bremischen wurde schon mehr als ein Viertel der Stellen abgebaut.

Der Bremer Wirtschaftsexperte Rudolf Hickel, der für die Gewerkschaftsseite im Aufsichtsrat der Gewoba sitzt, hat wiederholt vor dem Verkauf der Anteile an meistbietende Geldanleger-Fonds gewarnt. Vor vier Jahren, als der Bremerhavener Milliardär und WCM-Besitzer Karl Ehlerding vertraulich im Rathaus wegen der Gewoba-Anteile vorgesprochen hatte, war Hickel mit der brisanten Nachricht an die Öffentlichkeit gegangen. Bürgermeister Scherf hatte ihn daraufhin persönlich angerufen und ihm vorgeworfen, er diskreditiere öffentlich einen Mann, der für Bremen so verdienstvoll handele – Ehlerding hatte für die IUB gespendet. Doch Hickel warnt heute wie damals vor amerikanischen Anlegern wie damals vor der WCM.

Der Koalitionsausschuss hat vor einer Woche dem Verkauf der Gewoba-Anteile nicht zugestimmt, den Senat aber beauftragt, ein Teil-Problem zu lösen: 24 der 75 Prozent hatte der Senat 1997 an die eigene Tochterfirma BIG verkauft. Das brachte 220 Millionen Mark, ohne dass die Summe in der Bremer Schuldenbilanz auftaucht. Bei der BIG fallen seitdem die Zinsen an – mehr als die Gewoba Rendite abwirft. Die Lösung dieses hausgemachten Problems, so sagt der SPD-Landesvorsitzende Carsten Sieling, dürfe aber nicht heißen, dass Bremen unter die Grenze von 51 Prozent Gesellschafteranteile geht: „Das machen wir nicht mit.“ Kawe