: Haider rudert vor und wieder zurück
Österreichs FPÖ wird zum Dauersanierungsfall. Bauherr: Jörg Haider. Ziel: Ein Plan für ein Programm für eine Partei
WIEN taz ■ Die Geier freuten sich schon auf den Kadaver der FPÖ, aber gestern überlegte es sich Parteichef Jörg Haider doch wieder anders. Gemeinsam mit der FPÖ-Führungsriege verkündete Haider in Wien, dass er seiner Partei noch eine Chance gebe. Über Nacht hatte die Parteiführung aus den Stichworten, die Haider in einem nächtlichen Fernsehinterview als Prinzipien seiner zukünftigen Partei hingeworfen hatte, einen eigenen Aktionsplan gebastelt.
So stellte der Parteivorstand gestern einen Zwei-Phasen-Plan vor, wonach ein Schwerpunktprogramm ausgetüftelt werden soll, der auf dem nächsten Parteitag Ende April mit Zweidrittelmehrheit beschlossen werden soll. Gelingt das nicht, so Haider, müsse doch eine neue Partei her, vor dem Wahlkampf 2006.
Österreichs Nachrichtensprecher tun sich schwer, diese Ereignisse ohne hörbares Schmunzeln oder ersichtliches Grinsen zu referieren. Haiders Drohungen mit Rücktritt und Neugründung haben schon Generationen von Journalisten beschäftigt. Aber allmählich wird er außerhalb Kärntens nirgends mehr ernst genommen. Und auch in Kärnten musste er eine Schlappe einstecken, als Anfang der Woche eine unabhängige Vergabekommission den Zuschlag für den Bau eines Fußballstadions in Klagenfurt dem Bestbieter erteilte und nicht Haiders Favoriten, der Strabag. RALF LEONHARD