Philipp Mausshardt über KLATSCH : Gruppensex im Nonnenkloster
Als es rumste, sagte ich: „Tut-mir-leid-Planke“. Aber da war es schon zu spät. Ein Erlebnisbericht
Kann man zu einem Pfosten, zumal er noch aus Eisen ist, danke schön sagen? „Tut-mir-leid-Planke“ mag ja noch angehen, aber „Danke-Pfosten?“ Jetzt auf keinen Fall aufhören zu lesen, denn was es mit der Überschrift auf sich hat, erzähle ich gleich.
Jedenfalls fuhr ich mit meinem Volvo etwas zu schnell in die Toreinfahrt und vor allem viel zu weit rechts. Tausendmal davor hat das schon geklappt, nur an diesem Morgen habe ich offenbar an etwas anderes gedacht. Das Steuer zu schnell eingeschlagen. Es hat gerumst. Ich denke oft an Frauen – aber dazu weiter unten.
Die schöne Türe hinten rechts war völlig eingedellt und meine Volvo-Werkstatt sagte, es lohne sich nicht, diese Türe auszubeulen. Ich solle eine neue kaufen. Weiß jemand, was eine neue Volvotüre hinten rechts kostet?
Ich sage es: So um die achthundertfünfzig Euro, dann muss sie noch lackiert und eingebaut werden. Ich müsste also etwa fünfzehn dieser Kolumnen dafür arbeiten, so teuer ist eine solche Autotüre oder so schlecht ist Journalismus bezahlt. Wie man will.
Warum ich „Danke-Pfosten“ sagen möchte, hat damit zu tun, dass ich in meinen schlaflosen Nächten viele nette Menschen kennen gelernt habe und drei Wörter Schwedisch: „Dörer höge bak.“ Was ungefähr so viel heißt wie: Türe hinten rechts.
Man kann über das Internet denken, was man möchte. Aber früher wäre es nicht möglich gewesen, aus einer deutschen Dachkammer in Kirchentellinsfurt direkt mit einem Schrotthändler in der Nähe des Polarkreises zu kommunizieren.
Es gibt tatsächlich Internet-Seiten, auf denen lässt sich nach gebrauchten Autoteilen auf allen schwedischen Schrottplätzen suchen. Und um es kurz zu machen, wir wollen schließlich noch zum Thema der Überschrift kommen: Es gibt zurzeit fünf Dörer höge bak für mein Volvo-Modell. Irgendwo in Schweden.
Um es weiter abzukürzen: Ich erwarte in diesen Tagen ein größeres Paket aus Mittelschweden. Das Geld, 250 Euro, habe ich schon auf ein Konto in Skandinavien überwiesen. Und der Schrotthändler habe am Telefon einen zuverlässigen Eindruck gemacht, sagte mir Eva, die ich nicht persönlich kenne, die aber die Frau eines Kollegen ist und Dänin und so freundlich war, die Details am Telefon zu besprechen.
Dänen und Schweden verstehen sich nämlich so gut wie Bayern und Schweizer. Höge bak heißt hier wie dort ungefähr höge bak. Er werde die Türe mit einer Spedition zu mir nach Hause schicken, hat der Schwede versprochen. Schweden sind doch zuverlässig, oder? Von einem sizilianischen Schrotthändler hätte ich keine Türe gekauft.
Mein erster Versuch, mit einem deutschen Schrotthändler ins Geschäft zu kommen, sind gescheitert. Strehle hieß der Idiot und war Sachse. „Ne Diere hinden räschts“ für mein Modell habe er auf Lager, für schlappe 75 Euro.
Er klang am Telefon ganz normal. Musste nur abgeholt werden, die Diere, in einem Kuhkaff südlich von Dresden. Und ich Idiot fuhr auch noch hin. War natürlich die Türe für ein völlig anderes Modell, aber der Sachse Strehle („gebrauchte Autoteile aller Art“) stand blöde in seinem Schuppen herum, fand das ganz normal, dass ich deswegen fünfhundert Kilometer umsonst gefahren bin. Ich hätte ihn buijäckeln können, was so viel bedeutet wie ungespitzt in den Boden hineinschlagen.
Mit einem verbeulten Auto herumzufahren ist mir unangenehm. Ich gehöre zu denen, die nach außen eine „bella figura“ machen wollen, also Eindruck. Vor allem auf Frauen. Die Chancen steigen, mit guter Kleidung, teurem Aftershave und großem Auto ohne Dellen. Das kann man bedauern, ist aber so. Frauen sind so.
Apropos: Ich glaube, nicht jede oder jeder, die/der bis hierher gelesen hat, interessiert sich für Volvotüren hinten rechts. Aber ich wollte schon immer einmal wissen, ob „Gruppensex im Nonnenkloster“ als Überschrift tatsächlich funktioniert. Ob nur deswegen ein Artikel bis zu Ende gelesen wird.
Fragen zu Gruppensex? kolumne@taz.de Montag: Susanne Lang über DIE ANDEREN