: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Wenn es keiner merkt, wird Merkel Kanzlerin. Zuvor bringt Kanzler Schröder sich noch in Regierungserklärungsnot und Fischer die Grünen dem Machtverlust näher. Wäre alles doppelt so spannend, wenn es Radrennen nicht gäbe
taz: Was war schlecht in der letzten Woche ?
Friedrich Küppersbusch: Nichts, ich hatte Urlaub.
Was wird besser in dieser?
Das Wetter am hinterlassenen Urlaubsort.
Die Union bietet der Regierung einen „Pakt für Deutschland“ an. Ist das nur Taktik?
Wieso „nur“? Merkel kann Kanzlerin sein, wenn keiner merkt, dass sie es wird. Stoiber inszeniert unter Wiederholungszwang die offene Feldschlacht, die er endlich gewinnen will. Merkels Taktik also, tatsächlich zu kooperieren, damit sich der Patient Wähler schon mal an Schwester Diesel gewöhnen kann. Stoibers Kalkül eher, dass das Angebot zurückgewiesen wird und er sich als Gegenkanzler positionieren kann.
Warum bringt es die Union nicht fertig, die Eigenheimzulage zu streichen?
Facharbeiter mit Tendenz zum Reiheneckhaus ist Kernzielgruppe der SPD. Wahltaktisch schlau, den Sozis den Job zu überlassen, denen etwas wegzunehmen.
Die Union profitiert von der rot-grünen Krise. Vergessen ist das Chaos um die Gesundheitspolitik. Bleibt das so, oder wird die Union beim kleinsten Windhauch wieder auseinander fliegen?
Gute Idee, eine rot-grüne Gegenoffensive genau bei der Gesundheitspolitik zu starten. Angebot, eine gemeinsame Reform zu machen – schon hat die Union keine klare Ausgangsbasis mehr. Und natürlich müsste sich die Opposition aufstellen gegen die Kassen, die den Beitragszahlern vier Milliarden Überschuss stehlen.
Kanzler Schröder antwortet der Union am Donnerstag mit einer Regierungserklärung zum Arbeitsmarkt. Was wird er sagen? Was soll er sagen?
Wird sagen: dass es „ehrliche“ Zahlen seien im Gegensatz zu früheren Kohloraturen, dass Opposition bei Hartz IV „pirouette sich, wer kann“ getanzt hat, während er aber mal gerade Furche zieht; dass es bereits ein paar tolle Kenndaten gibt, wie segensreich sein Werk bald wirken werde. Er soll sagen: Ich verkaufe der entscheidenden Opfergruppe die Wünsche der Wirtschaft besser und glaubwürdiger als ihr. Ätsch.
Viele finden, dass es angesichts von Visa-kriselnden Grünen, desolater FDP und 5,2 Millionen Arbeitslosen eine große Koalition bringen kann. Wäre sie sinnvoll?
Da wir das „Erstarken der Ränder“, das angeblich mit großen Koalitionen notorisch einhergeht, eh schon haben – könnte man auch von der informellen zur tatsächlichen übergehen. Allerdings – zu welchem Zweck? Ein großes Reformvorhaben ist nicht benannt, Schröder und Müntefering wollen ja sogar das Reformtempo verlangsamen. Nutzen würde es, siehe oben, Angela Merkel.
In NRW macht die SPD gegen die Grünen Wahlkampf. „Die SPD verliert, die Grünen gewinnen“ – dieses Modell funktioniert nicht mehr. Was kann Rot-Grün noch tun? Oder geht es nur noch darum, ohne sich was anmerken zu lassen, auf die Niederlage zu warten?
Gemessen am hoffnungslosen Hintertreffen, aus dem sich die NRW-SPD emporgewurstelt hat, wäre es jetzt ein bisschen früh zum Aufgeben.
Hat Rot-Grün, wenn NRW verloren geht, 2006 noch eine Chance?
Nein.
Und was macht die Bundesliga?
Freiburg und Bochum runter, Bayern oder Schalke Meister – ich persönlich interessiere mich ja ohnehin mehr für Radrennen.
FRAGEN: SR