: berliner szenen Staubsaugen?
Kirby takes it all
Er kam um elf. Seine Ich-AG ist sieben Monate alt, das Produkt, das er vertreibt, siebzig Jahre. Als er klingelte, war die Wohnung sauber. Als die Tür hinter ihm schloss, war sie wirklich sauber. Denn Kirby, den kleinen Motorblock aus Aluminiumguss auf vier Rädern, der wie ein Roboter aus Star Wars aussieht und den ich als einen Staubsauger bezeichnet hätte, beeindruckte die blitzblanke Wohnung mitnichten. Kaum begann der junge Handelsvertreter auch nur ansatzweise sein elaboriertes Programm abzuspulen, während er mit Kirby die Computertastatur, den Teppich und das Sofa bearbeitete, war klar: Kirby, das ist nicht einfach Staubsaugen – das ist die Idee an sich und ihre friktionslose Umsetzung in die Praxis. Für Kirby ist die Welt alles, was staubt. Und was bitte staubt hienieden nicht? Wo andere Geräte nur über Umverteilung aufklären, schließlich ist Dreck sowieso nur Materie zur falschen Zeit am falschen Ort, da sammelt Kirby ihn wirklich ein. Kirby würde die Welt leeren, ließe man ihn, wie er kann. Kirby takes it all.
Vor 70 Jahren wurde er von Jim Kirby entwickelt, einem dieser irren Erfinder, die sich um wirklich jedes Detail Gedanken machen. Entsprechend sinnfällig ist das Gerät konstruiert. Es braucht nur 540 Watt Leistung, hat kaum Verschleißteile und ein Aufbewahrsystem für all die wahnwitzigen Aufsätze, Düsen Bürsten und Schläuche, das allein schon eine Gabe Gottes ist. Kirby, das Qualitätsprodukt Made in U.S.A., ist ein Ferrari. So viel kostet es auch. Naja, 149.580 Euro (Listenpreis F 430) weniger. Aber die unbezahlbare Vorführung ist umsonst! Man muss dieses Angebot nutzen. Danach weiß man wenigstens, was einem das Leben außer einem Ferrari vorenthält: noch ’nen Ferrari.
BRIGITTE WERNEBURG