Großdemonstration für Syriens Abzug

In Beirut fordern gestern an die 800.000 Menschen „Syrien raus“ und „Wahrheit“ im Mordfall Hariri. Derweil räumt der syrische Geheimdienst ein weiteres Büro

BEIRUT ap/dpa ■ Einen Monat nach dem Mord am libanesischen Exministerpräsidenten Rafik Hariri haben gestern in Beirut hunderttausende für einen kompletten syrischen Rückzug demonstriert. Die Behörden nannten keine Teilnehmerzahl; schätzungsweise versammelten sich aber rund 800.000 Menschen. Anhänger der Opposition, die die Aufklärung des Mordes an Hariri fordern, trugen Plakate mit der Aufschrift „Wahrheit“.

Vorige Woche waren etwa eine halbe Million Menschen für die syrische Präsenz in Libanon auf die Straße gegangen; Sonntag waren in Nabatijeh 100.000 Demonstranten einem Aufruf der Hisbollah zu einer prosyrischen Kundgebung gefolgt.

Seit der Ermordung Hariris am 14. Februar ist die innenpolitische Lage im Libanon gespannt: Die Opposition sieht Syrien in das Attentat verwickelt. Sie weigert sich, einem „Kabinett der nationalen Einheit“ beizutreten, die der von Staatspräsident Emile Lahoud trotz Rücktritts wieder mit der Regierungsbildung beauftragte Ministerpräsident Omar Karami anstrebt.

Indes setzte der syrische Militärgeheimdienst seinen Abzug fort. Mitarbeiter räumten ein Büro in der nordlibanesischen Stadt Amjun, berichteten Einwohner. Vorige Woche hatte sich der Geheimdienst bereits aus Städten in den Bergen östlich von Beirut zurückgezogen. Am Wochenende zog Syrien die ersten 4.000 seiner 14.000 Soldaten aus dem Libanon ab. Der Zeitplan für den endgültigen Rückzug soll nach Militärangaben voraussichtlich am 7. April bei einem Treffen von Offizieren beider Staaten beschlossen werden.