: Cadmium-Belastungen müssen reduziert werden
LEBENSMITTEL Bundesamt für Risikobewertung warnt vor Gesundheitsgefahren durch das Nierengift
BERLIN taz | Wer sich vielseitig ernährt, reduziert das Risiko von Cadmium-Schäden. Das giftige Schwermetall gänzlich vermeiden geht allerdings kaum, weil es in sehr vielen Lebensmitteln vorkommt. „Cadmium kann man nicht einfach verbieten; wir brauchen einen integrierten Ansatz, um die Belastungen zu minimieren“, erklärte Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), am Dienstag in Berlin. Er appellierte an die Politik, mehr für die Sicherheit der Lebensmittel zu tun. Hintergrund ist eine neue Studie der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa), die einen strengeren Höchstwert für die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge von Cadmium einfordert. Die Efsa plädiert dabei für einen Grenzwert von 2,5 Mikrogramm Cadmium je Kilogramm Körpergewicht. Die bisherige Grenze liegt bei 7 Mikrogramm.
Das Schwermetall Cadmium kann aus natürlichen Quellen, etwa durch Vulkanausbrüche, aber auch aus Industrie und Landwirtschaft in die Umwelt gelangen. Es findet sich in der Atmosphäre, im Boden und im Wasser und reichert sich in der Nahrungskette an. Neben dem Rauchen sind Lebensmittel die Hauptquelle für Cadmium-Belastungen beim Menschen. Pflanzen nehmen das Schwermetall vorrangig über ihre Wurzeln auf. Vor allem Getreide, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und Kartoffeln weisen oft hohe Cadmium-Werte auf. Über pflanzliche Nahrung gelangt das Schwermetall in den Organismus von Tieren und reichert sich dort in Leber und Nieren an. Auch Muscheln, Krebse, verschiedene Fischarten, Pilze, Schokolade und Nahrungsergänzungsmittel aus Algen sind oft stark belastet.
Zwar ist der Cadmium-Ausstoß in der Industrie sowie bei Düngemitteln in den letzten Jahren deutlich gesunken, womit auch die Werte in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln zurückgingen. Doch bei Bevölkerungsgruppen wie Kindern, Rauchern, Menschen, die in hoch belasteten Gebieten wohnen oder sich einseitig mit belasteten Lebensmitteln ernähren, kann die Cadmium-Aufnahme bis zum Doppelten des empfohlenen neuen Höchstwertes betragen. Cadmium schädigt die Nieren, führt zu Knochenkrankheiten und gilt als krebserregend.
Nötig sei es daher, alle Cadmium-Einträge entlang der Nahrungskette zu reduzieren, sagt BfR-Präsident Hensel. „Nationale Sondergesetze sind jedoch nicht zielführend“, warnte Uwe Lahl vom Bundesumweltministerium. Hier seien einheitliche, europaweite Regelungen notwendig. Erste Diskussionen auf EU-Ebene hätten bereits begonnen.
Angelika Michel-Drees vom Bundesverband der Verbraucherzentralen forderte von der Politik, Cadmium-Grenzwerte innerhalb der EU-Düngemittelverordnung zu definieren, die Klärschlammverordnung zu novellieren und klare Empfehlungen zum Lebensmittelverzehr zu geben. Verbrauchern rät sie, sich abwechslungsreich zu ernähren und stark belastete Produkte zu meiden. ANNA FEHMEL