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Archiv-Artikel

Kaffeekränzchen für die Sicherheit

„CELLER TRIALOG“ Bundeswehr, Wirtschaft und Politik sprechen in der niedersächsischen Provinz über deutsche Sicherheitsinteressen. Kritiker warnen vor fragwürdigem Schulterschluss

„Da werden keine Rüstungsdeals ausgekungelt“

Thomas Poloczek, Presseoffizier

Seit gestern und noch bis morgen lädt die Commerzbank nach Celle: Hier findet im dritten Jahr der „Celler Trialog“ statt, ein Treffen von Bundeswehr, Wirtschaft und Politik – auf höchster Ebene. „Es ist ein reines Gesprächsforum“, beteuert Presseoffizier Thomas Poloczek. „Da werden keine Rüstungsdeals ausgekungelt“. Man habe einfach festgestellt, dass Wirtschaft und Militär sich unter Sicherheit sehr unterschiedliche Dinge vorstellen. Und darüber wolle man reden.

Mittwochabend standen erstmal Häppchen und Small Talk auf dem Programm, heute geht es weiter mit „strategischen Dialogen“, dazwischen viel Kaffee, am Freitag ein Ausflug zum Truppenübungsplatz. Unter den 160 Teilnehmern sind Verteidigungsminister Jung, Innenminister Schäuble (beide CDU), die Präsidenten der Industrie- und Handelskammer und des BDI – aber auch Vertreter der Rüstungsunternehmen KMW und Rheinmetall.

Militärkritische Kreise sind nicht begeistert über das Treffen. Das „Bündnis gegen den Celler Trialog, Militarismus und Krieg“ etwa, ein Zusammenschluss von verschiedenen politischen Gruppen, fürchtet einen infamen Schulterschluss zwischen Militär und Wirtschaft. Am Samstag rief das Bündnis zur Demo gegen den Trialog auf, die Resonanz war bescheiden.

Die Grünen schicken den Haushalts- und Verteidigungsexperten Alexander Bonde nach Celle. Mit seinen Thesen dürfte er unter den Anwesenden auf einigen Widerspruch stoßen. Nach dem Produktkatalog der Rüstungsindustrie werde Material zum denkbar höchsten Preis beschafft, warf er Jung bereits im Bundestag vor.

„Gut, Jung ist ein ziemlich nichtsnutziger Verteidigungsminister“, sagt der SPD-Parlamentarier Hans-Peter Bartels, der ebenfalls in Celle spricht. Die Kritik an der Zusammenkunft versteht er nicht. Schließlich werde oft kritisiert, es gebe in Deutschland keine sicherheitspolitische Debatte – Celle sei der Gegenbeweis. MARLENE WEISS