Manipulierte Talkshow

SCHANZENKRAWALLE TV-Sendung zum Polizeieinsatz taucht mit verdrehter Aussage im Internet auf

„Wir können uns das technisch nicht erklären“

Moderator Herbert Schalthoff

Eine Panne oder böse Absicht? Marc Meyer war erstmal entsetzt: Dienstagabend hatte der Rechtsanwalt aus Hamburg im Fernsehsender Hamburg 1 über die jüngsten Krawalle und den Polizeieinsatz im Schanzenviertel diskutiert. Die entsprechende Sendung, „Schalthoff live“, ließ sich danach auf der Internetseite des Senders ansehen – allerdings war dort eine von Meyers Aussagen in ihr Gegenteil verdreht. „Ich gehe nicht davon aus, dass dies von der Redaktion veranlasst worden ist“, sagt Meyer. Hamburg 1 nahm die manipulierte Aufzeichnung nach einem Hinweis aus dem Netz.

Meyer, der beim Schanzenfest am vergangenen Samstag als Vermittler fungiert hatte, war zusammen mit Lokalpolitikern in die Talkshow eingeladen worden. Dort berichtete er, Probleme seien erst entstanden, als am Abend Polizeibeamte in „schwerer Einsatzausrüstung“ durch die Besucher gedrängt seien. Dabei hätten sie sich „rigide den Weg“ gebahnt, so Meyer: „Dann rechtfertigt das keine Gewalt“, sagte er wörtlich, aber es entstehe eine Situation, wo die „Stimmung kippelig“ werde. In der Aufzeichnung fehlte im Satz: „dann rechtfertigt das keine Gewalt“ ausgerechnet das Wort „keine“. Zu sehen war der Schnitt deutlich, zu hören war er kaum. Meyer vermutet einen Scherz. „Aber es ist nicht witzig“, sagt er: Dieses Wort zu streichen sei eine „Punktlandung im Diskurs“ um das Schanzenfest.

„Wir können uns das technisch nicht erklären“, sagt Moderator Herbert Schalthoff über den Vorgang. Er räumt ein, dass es nicht überzeugend klinge, dass gerade dieses Wort Opfer einer Technik-Panne geworden sein soll. „Wir versuchen“, sagt Schalthoff, „es aufzuklären“. KAI VON APPEN