: Fingerabdruck statt Karte
Edeka erprobt derzeit ein neues Zahlungssystem. Die Kunden finden das gut. Verbraucherschützer warnen hingegen vor dem Datenmissbrauch
VON SVENJA BERGT
„Kann ich mit dem Finger zahlen?“ Bei Edeka im südpfälzischen Rülzheim geht das. Denn die Filiale führt zurzeit ein Pilotprojekt durch: Der Kunde kann seine Rechnung wie bisher bar oder mit EC-Karte begleichen. Möglich ist aber auch das Zahlen mit dem Zeigefinger auf dem Scanner.
Weltweit ist Edeka der erste Lebensmittelhändler, der dieses Zahlungsmittel zulässt. Dabei trifft der Begriff Fingerabdruck die Methode nicht ganz, erklärt Duschan Gert, Sprecher von Edeka-Südwest. Es werde nur ein so genanntes Template gespeichert. Das ist eine Zusammenstellung aller herausragenden Merkmale des Abdrucks, also Furchen, Linien oder Knubbel. Die werden umgewandelt und verschlüsselt gespeichert. Das System mache den Abdruck nicht reproduzierbar.
Vor dem Zahlen mit dem Finger steht die Registrierung. Der Kunde gibt seine Kontonummer und das Einverständnis zur Speicherung seiner Daten – und natürlich seinen Abdruck. Nach dem Kauf zieht die Filiale den Betrag dann bei der Bank ein.
Verbraucherschützer sehen aber Probleme bei dem Verfahren. Michael Bobrowski, Referent für Telekommunikation beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, sieht zwei Knackpunkte: Speicherung und Transportierbarkeit des Abdrucks. Die Speicherung im Fall Edeka erfolgt in der Filiale. „Doch je zentraler die Speicherung erfolgen wird, desto problematischer wird sie“, sagt Bobrowski.
Und auch die Template-Methode schütze nicht vor Missbrauch. Denn Fingerabdrücke finden sich überall in unserer Umwelt. Und mit der Methode, mit der die Polizei bei Verbrechen Fingerabdrücke nimmt, können sie auch transportiert werden. An der Kasse wird sowieso der ganze Abdruck gescannt und erfasst und erst dann mit dem Template verglichen. So sind zwar die gespeicherten Daten für Unbefugte nicht mehr interessant, fälschungssicher sind sie aber nicht.
Zum Beispiel könnte jemand an der Kasse eine Folie über seinen Finger wickeln und auf den Scanner legen, so Bobrowski. Dies falle zwar an einer besetzten Kasse noch auf. „Aber betrachtet man die Technologie in der Zukunft, mit Kassen ohne Personal, erscheint Missbrauch machbar.“
Die Kunden in der Südpfalz scheint das bislang nicht zu stören: Das Verfahren werde gut angenommen, erklärt Duschan Gert. Rund 100 Kunden seien zurzeit registriert.