: Vom Segen des Geschirrspülers
An der Oldenburger Uni müht sich ein Wirtschaftswissenschaftler, Kindern die Grundlagen des Geldes und der Märkte nahe zu bringen. Nicht immer ganz erfolgreich
Was der Frosch und der Mammut denken, wissen wir nicht. Auf der ausgestreckten Hand bietet sein Besitzer den Quaker an, sein Geschäftspartner hält den Eiszeit-Elefanten am Rüssel. Tausche Frosch gegen Elefanten, soll das heißen. Die Kinder lachen.
Es ist ein Comicbildchen, und der es an die Wand projiziert hat, ist der Wirtschaftswissenschaftler Hans Kaminski von der Oldenburger Carl von Ossietzky-Universität. Kaminski ist Professor Dr. Dr. und der Hörsaal an diesem Mittwoch voll besetzt – mit 800 GrundschülerInnen, acht, neun, zehn, manchmal auch zwölf Jahre alt. Es ist Kinderuni in Oldenburg, und Kaminski soll seinem Publikum erklären, wie das mit dem Tauschhandel funktioniert. Beziehungsweise mit dem Geld in dieser Welt.
Da ist Anschaulichkeit gefragt. Kaminski fängt mit der Familie an, lässt ein Rollenspiel aufführen. Eltern diskutieren mit ihren beiden Töchtern das Problem: Die Geschirrspülmaschine ist kaputt. Was nun? Die Antwort kommt prompt: Eine neue muss her! Auch, wenn dafür dann an anderen Ecken gespart werden muss. Beim Handy, bietet die Tochter an. Beim Fahrrad, sagt der Vater. Mit der Hand spülen? Kommt nicht in Frage!
„Mit ihren Entscheidungen wollen Menschen ihren Nutzen erhöhen“, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler. Und: „Entscheidungen sind von der Situation abhängig.“ Beim Einkauf von Kleidung, Gebrauchsgegenständen und Nahrungsmitteln etwa spielt die Jahreszeit eine entscheidende Rolle. Um das zu beweisen, hat Kaminski einen ganzen Berg von Leckereien auf einem Tisch aufgehäuft. Die Knirpse auf den Hörsaalbänken sollen drei davon auswählen. Die Bedingung: einmal sollen sich die Test-KonsumentInnen vorstellen, sie schwitzten bei 30 Grad im Schatten, einmal, es herrsche tiefer Winter. Die Auswahl zieht sich hin.
Kaufentscheidungen bewusst zu treffen ist jedoch nur die eine Sache, weiß Kaminski. Er bringt auch gleich das „ökonomische Dauerproblem“ zur Sprache: „Auskommen mit dem Einkommen“. Viele Wünsche und Bedürfnisse benötigten auch viel Geld, doziert der Professor, und Geld stehe eben nur begrenzt zur Verfügung.
Schemata und Tabellen wirft Kaminski auf die riesigen Leinwände rechts und links der Bühne, über die Grundzüge der Wirtschaft und deren Bedeutung für jeden einzelnen in der Gesellschaft sollen sie aufklären. Als der Professor dann auch noch über Grundlagen der Arbeitsteilung referiert („Es gibt ungefähr 20.000 Berufsbezeichnungen!“), die Entstehung von Märkten zu erklären versucht, und gar das Sozialprodukt berechnen möchte, da haben die acht- bis zwölfjährigen Nachwuchsstudierenden genug von der Theorie. Unruhe kommt auf.
Fragen hat bei den Jung-AkademikerInnen in erster Linie der Anfangs gezeigte Film über die Benutzung und das Auffüllen eines Geldautomaten aufgeworfen. „Wie viel Geld passt da rein?“, will eine wissen. „Wie viele Automaten gibt es in Deutschland?“. Und: „Woher bekommen die Leute in der Bank ihren Lohn?“ Das sind knifflige Fragen, jedenfalls die beiden ersten. Auf die hat auch der Professor keine passende Antwort. Melanie Jülisch