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Archiv-Artikel

Niedrigenergie am Ende

Niedrigenergiehäuser gibt es heute offiziell nicht mehr

Die Bezeichnung Niedrigenergiehaus ist heute kaum mehr als eine Worthülse. Bis vor drei Jahren war das anders: Bis zum Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung (EnEV) im Februar 2002 waren Niedrigenergiehäuser exakt definiert als jene Neubauten, deren Heizbedarf um mindestens 25 Prozent unter der geltenden Wärmeschutzverordnung liegt. Dann machte die EnEV den Niedrigenergiestandard für Neubauten zur Pflicht – und neue Kriterien für eine „Niedrigenergiebauweise“ gab es nicht. Daher sei das Prädikat inzwischen „ein schwammiger Begriff“, bestätigt Ute Czylwik von der Deutschen Energie-Agentur (Dena); es gebe heute „keine richtige Definition mehr dafür“.

Eine Neudefinition ist auch in Zukunft kaum wahrscheinlich, weil die Bezeichnung „Niedrigenergie“ unnötig wird. Denn künftig wird man nur noch von Energieklassen sprechen – bei Neu- wie bei Altbauten gleichermaßen. Ursache ist die Einführung des Gebäudepasses im kommenden Jahr. Damit werden alle 17 Millionen Wohngebäude in Deutschland anhand ihrer Bausubstanz und der Qualität der Heizung in Verbrauchsklassen von A bis I eingeteilt – wie man es beim Kühlschrank lange kennt. Vielleicht wird sich dann zwar die Klasse A umgangssprachlich als „Niedrigenergiebauweise“ etablieren, offiziell aber wird es die Bezeichnung nicht mehr geben.

Wer also heute von einem Makler oder Vermieter noch die Auskunft erhält, eine Wohnung oder ein Haus sei in „Niedrigenergiebauweise“ erstellt, fragt besser noch einmal nach, was damit denn konkret gemeint ist. Ab 1. Januar 2006 wird das Thema mit dem Gebäudepass dann endlich wieder übersichtlich. Der potenzielle Mieter oder Käufer braucht dann nur noch zu fragen: „Kann ich bitte mal den Energiepass sehen?“ BERNWARD JANZING