Zahl der Woche : Ölige Zeiten, saubere Zeiten
57,30
Light Sweet Crude war es, das diese Woche für graue Haare gesorgt hat. Der Preis für ein Barrel dieser „leichten“, „süßen“ Ölsorte stieg auf 57,30 US-Dollar – ein neuer Rekord. Und der liegt gefährlich nahe an der psychologischen Marke von 60 Dollar.
Warum der Ölpreis so klettert? Die Produktionsmengen sind zur Zeit nicht so hoch, wie die Nachfrage es gerne hätte. Zumal der Winter besonders kalt war. Zudem haben die USA ihre Vorräte an Heizöl, Diesel und vor allem Benzin in den Lagern aufgefüllt. Diese waren in der letzten Zeit stark zurückgegangen.
Und: Wegen seines starken Wirtschaftswachstums verbraucht vor allem China immer mehr Öl. Schon jetzt fließt mehr als ein Drittel der weltweiten Produktion nach China, das Land belegt auf der Rangliste der größten Ölverbraucher mittlerweile Platz zwei hinter den USA. Erst vorgestern hat die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage um mehr als 2 Prozentpunkte erhöht. Der Rohstoff dürfte also noch knapper werden.
Dabei hat die Opec diese Woche beschlossen, noch mehr Öl zu fördern. Ab April soll es eine halbe Million Barrel pro Tag mehr sein – weitere Anhebungen nicht ausgeschlossen. Künftig werden knapp 84 Millionen Barrel pro Tag gefördert. Offiziell gibt es damit einen weiteren Rekord. Tatsächlich wird die offizielle Förderquote aber schon jetzt überschritten. Dazu hatte im Mai letzten Jahres der damalige Opec-Präsident Purnomo Yusgiantoro die Förderstaaten sogar offiziell aufgefordert – um so die weltweite Ölversorgung abzusichern.
Für viele Analysten ist es nun keine Frage mehr ob, sondern nur noch wann der Ölpreis von 60 Dollar kommt. Der hohe Preis macht sie aber nicht so unglücklich: Immerhin sehen Analysten darin eine Zeichen dafür, dass die Nachfrage groß ist. Konjunkturforscher warnen hingegen davor, dass der hohe Ölpreis zum Bremsklotz der Weltwirtschaft werden könnte.
Als wahren Gewinner der steigenden Ölpreise könnten sich aber die Anbieter Erneuerbarer Energien erweisen. Zumindest liefert dafür diese Woche das Solarunternehmen Conergy mit seinem glanzvollen Börsendebüt einen Beleg. Die Aktie wurde beim Start mit 71 Euro notiert – bei einem Ausgabepreis von 54 Euro. Ein Plus von satten 30 Prozent. Das liegt im Trend, der Solaraktienindex PPVX , dessen 15. Mitglied nun Conergy ist, kletterte seit Jahresanfang um fast 60 Prozent. Fünf der darin notierten Werte verzeichneten Zuwächse zwischen 75 und 160 Prozent.
Die Clean-Economy ist derzeit also gefragt – nicht nur bei den Anlegern. Denn auch bei den Produzenten ist die Nachfrage momentan größer als das Angebot.
SVENJA BERGT