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Archiv-Artikel

Ein Geisterunternehmen überwindet Sperranlagen

INTERNET Das israelisch-palästinensische Joint Venture G.ho.st schafft 30 Jobs in Ramallah

JERUSALEM taz | Es kommt nicht alle Tage vor, dass Israelis und Palästinenser gemeinsam ein Unternehmen gründen – zumal wenn dieses sowohl in Israel als auch im Westjordanland ansässig ist. Die neue Kooperation mit dem Namen G.ho.st ist so ein Unternehmen, das sich über die Sperranlagen zwischen Tel Aviv und Ramallah erstreckt und jetzt vorgestellt wurde. Das Projekt ist ein virtueller Computer mit allem, was dazugehört. Die komplette Software, Desktop, Dateiordner, Fotos, Adressen sind für die Nutzer künftig überall abrufbar, ohne dass sie dazu ihr eigenes Gerät benötigen. „Cloud computing“ nennt sich das – ein Computer in den Wolken.

Von der „größten Revolution im Bereich der privaten Rechner (PC) seit 1981“ sprechen die Betreiber. Für die Palästinenser bietet das Joint Venture, das schon heute für über 30 Arbeitsplätze in Ramallah sorgt, eine seltene Gelegenheit, „ein Produkt herzustellen, das in der gesamten Welt konsumiert werden kann“, erklärt Montasser Abdellatif, der palästinensische Marketingchef. Das Team im Westjordanland arbeitet neben der Vermarktung in den Bereichen Forschung und Entwicklung. „Sonst ist es immer umgekehrt“, sagt Abdellatif. „Wir Palästinenser sind Konsumenten von Produkten, die importiert werden.“

Der 31-jährige Absolvent der Kairoer Al-Azhar-Universität traf G.ho.st-Erfinder Zvi Schreiber am Interdisziplinären Zentrum in Herzlia, wo er später studierte. Im Mai letzten Jahres gingen die beiden mit einer Testversion ins Netz. Finanziert wird das Projekt von Benchmark Capital, auf dessen Liste schon Namen wie eBay und Twitter stehen. „Ab 2010 wollen wir schwarze Zahlen schreiben“, hofft Abdellatif. Der junge Palästinenser ist zuversichtlich, dass G.ho.st die Wirtschaft im Westjordanland antreiben wird und als „Modell Nachahmer findet“. Der Vorteil sei, „dass wir mit unserem Produkt nicht von Grenzkontrollpunkten gestoppt werden können“. Schreiber sieht in dem Projekt ein Modell für den Frieden. „Wenn wir bei den Palästinensern Arbeitsplätze schaffen, dann ist das auch für Israel gut.“

SUSANNE KNAUL