: Kurze Beine, längere Wege
SCHULENTWICKLUNGSPLAN Theodor-Haubach-Schule wird Stadtteilschule, obwohl Elternrat, Schulleitung und Grundschulkollegium eine Primarschule wollen. Behörde nennt „fachliche Gründe“
Der neue Schulentwicklungsplan stößt nicht nur auf Begeisterung. Eltern der Altonaer Theodor Haubach Schule (THS) schrieben entsetzte Briefe, als sie erfuhren, dass die integrierte Grund-, Haupt- und Realschule mit dem Kurt Tucholsky Aufbaugymnasium zur Stadtteilschule fusionieren soll. „Von wegen ‚kurze Beine, kurze Wege‘“, empört sich Vater Martin Roehl. „Die Kurzen müssen die langen Wege aus dem Viertel machen und die Großen dürfen bleiben“.
„Wir hatten bis zuletzt gehofft, dass wir Primarschule werden“, sagt die Elternratsvorsitzende Friederike Sotscheck. Das Grundschulkollegium habe eine sehr gute Reformpädagogik entwickelt, so würden seit zwei Jahren erfolgreich das jahrgangsübergreifende Lernen praktiziert und neue Formen der Kompetenzmessung eingeführt. „Uns besuchen Lehrer aus anderen Stadtteilen. Wir sind eine Art Multiplikatorenschule“, sagt Sotschek.
Die Krux im Fall Theodor-Haubach-Schule ist, dass sich das Kollegium uneins war und zwei Vorschläge in die Regionale Schulkonferenz (RSK) sandte. Die Lehrer der älteren Schüler favorisierten die Stadtteilschule, die Grundschullehrer die Primarschule bis Klasse 6. Auch die Schulleiterin und der Elternrat wollen diese Lösung.
„Von der THS gab es zwei Empfehlungen, die sich widersprachen“, sagt Behördensprecherin Brigitte Köhnlein. Aus „fachlichen Gründen“ habe man die eine gewählt. „Dies hat auch damit zu tun, dass in dieser Region sonst keine Stadtteilschule wäre“.
Aus Sicht der Kritiker gibt es eine Alternative. So wäre am ein Kilometer entfernten Kurt Tucholsky-Standort Platz genug für die Stadtteilschule. „Die können Siebtklässler per Rad erreichen“, sagt Sotschek. Grundschülern wäre nicht zuzumuten, Hauptverkehrsstraßen zu überqueren.
Die Elternrätin hofft, dass das letzte Wort für die Theodor-Haubach-Schule noch nicht gesprochen ist. Diese Hoffnung könnte erfüllt werden: Der Schulentwicklungsplan ist zunächst nur ein Entwurf, an dem es noch Veränderungen geben kann, bevor ihn die Deputation der Schulbehörde im November verabschiedet. KAIJA KUTTER