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Archiv-Artikel

Fünf neue Grippefälle entdeckt

H1N1 Offizielle Gesamtzahl der Neue-Grippe-Patienten im Land Bremen steigt auf sechs. Das Gesundheitsamt vermutet jedoch, dass sich eine weit höhere Anzahl unbemerkt angesteckt hat

Von eib

Fünf neue Fälle der Neuen Grippe – davon drei bereits durch Laborergebnisse bestätigt – im Land Bremen gaben gestern die Gesundheitsbehörden bekannt. Damit steigt die Gesamtzahl der Bremer Patienten auf sechs.

Vier von ihnen hätten sich im Ausland angesteckt, sagte gestern Werner Wunderle, zuständig für den Infektionsschutz im Gesundheitsamt Bremen. Bei den drei Männern und drei Frauen zwischen 20 und 45 Jahren sei die Krankheit „mild“ verlaufen, wobei zwei dennoch im Krankenhaus waren: Eine Frau hatte sich eine Lungenentzündung zugezogen. Diese beiden und eine weitere Person seien mit dem Medikament „Tamiflu“ behandelt worden. „Die anderen brauchten keine Medikamente, wir haben dazu geraten, möglichst zu Hause zu bleiben und größere Menschenmengen zu meiden.“ Anders als in anderen Bundesländern werden in Bremen keine Kontaktpersonen von Erkrankten vorbeugend mit Tamiflu behandelt. „Wenn Sie das quasi als Nahrungsergänzungsmittel verabreichen, dann riskieren Sie Resistenzbildung“, sagte Wunderle.

In einem Fall ist die Krankheit nur aufgefallen, weil ein Mitbewohner betroffen war. „Der Mann hatte gerade mal zwei Tage Halsschmerzen, sonst nichts, nicht einmal Fieber“, sagte Wunderle. Er wies darauf hin, dass die Neue Grippe genauso wie die saisonale Influenza gefährlich werden kann, weil sie schwere Erkrankungen wie eine Lungenentzündung nach sich ziehen kann.

„Vermutlich haben sich aber tatsächlich viel mehr Leute infiziert als die bekannten 691 Fälle, weil die Symptome oft so harmlos sind, dass viele gar nichts bemerken.“ Ausschließen könne er, dass das Virus schon lange vor seinem erstmaligen Erscheinen im März aktiv war, da die Viren jeder Grippesaison getestet würden. „Das wäre dann schon früher nachgewiesen worden.“

Das Robert Koch Institut würde jetzt damit beginnen, weitere Proben, unter anderem von Spenderblut, zu nehmen, um Informationen darüber zu gewinnen, wie weit sich das Virus schon unbemerkt verbreitet hat, so Wunderle. Unklar sei jedoch, ob diese überstandenen Infektionen wie erhofft einen Schutz bilden könnten, sollte das Virus mutieren und gefährlicher werden. Grund zur Beunruhigung gibt es Wunderle zufolge derzeit nicht. „Was mich beunruhigt, ist die Panik“, sagte der Mediziner. Zwar blieben die meisten Menschen gelassen, aber einige würden ihren Urlaub stornieren, weil sie glauben, sich im Ausland leichter anstecken zu können als hierzulande. eib