Kultur für Hartz IV-Opfer : Theater ohne Folgen
„Die Arbeit im alten Sinne rentiert sich nicht mehr. Wer heute vorwärts kommen will, muss mit der Arbeit der anderen arbeiten.“ Das können die Arbeitslosen bei Ciullis Horváth-Inszenierung in Mülheim hören. Gefährliche Texte also für die, die so bereits Gewinne machen. Der Markt ist nämlich nicht für alle da. Vielleicht ist es so, dass in der Kunst gelegentlich noch Stimmen eine Plattform erhalten, die sonst in der Gesellschaft schweigen müssen, vielleicht ist Kultur heute manchmal noch subversiv. Dann hätte die Idee, Arbeitslose umsonst in Theater, Museen oder Musiktempel zu lassen Folgen.
KOMMENTAR VONPETER ORTMANN
Doch angesichts publikumswirksamer Theater-Spielpläne, angesichts Kunstreisebus-trächtiger Megaausstellungen, angesichts einer Operettenschwemme scheinen die anvisierten Folgen gesellschaftspolitisch leider gering zu sein. Ciullis Theater an der Ruhr ist eine der wenigen Ausnahmen. Insofern ist seine Entscheidung folgerichtig. Doch viele andere Institute haben bereits abgewunken. Sie argumentieren, natürlich, – ökonomisch. Auch Kultur ist fest im Würgegriff der wahren Staatslenker – der Konzerne. Hauptsponsoren nennen sie sich da. Aber was fördern sie? Megaausstellungen, Publikumsrenner, die ganze Eventkultur. Und die ist garantiert nicht mehr subversiv.