lit.cologne : Köln soll sich nicht so aufblasen
Die lit.Cologne ist vorbei. Schon planen die Veranstalter, im kommenden Jahr das Medium Buch nicht an fünf, sondern an neun Tagen zu feiern. Die Besucher hätten sich beschwert, zu viele interessante Veranstaltungen liefen parallel, argumentieren die Organisatoren. Doch tatsächlich waren die Lesungen schon frühzeitig ausverkauft. Man kam also gar nicht erst rein, so dass es de facto keine Rolle mehr spielte, dass viele Veranstaltungen gleichzeitig stattfanden.
KOMMENTAR VON ISABEL FANNRICH
Es scheint hier eher um den verführerischen Gedanken zu gehen, ein gut angenommenes Festival noch weiter aufzublähen. So, als ob es allein durch seine Dauer an Gewicht gewinnen würde. Ein Fehlschluss – zumindest was die Fans betrifft. Den Flair der lit.Cologne macht gerade die Dichte an Lesungen aus, das Sich-entscheiden-müssen, das Gefühl, dass auch viele andere in der Stadt unterwegs sind aus einem ähnlichen Interesse.
Auch wenn die Veranstalter das verneinen: Sie wollen sich gegenüber ihrer – indirekten – Konkurrenz, der fast zeitgleichen Leipziger Buchmesse, profilieren. Auch wenn sich das Publikum beider Veranstaltungen nicht oder kaum überschneidet, so schüren doch die Medien zwangsläufig den Konflikt, weil sie oft auswählen müssen, über welches Ereignis sie prominent berichten. Dass beide Veranstalter stur auf ihren Terminen beharren, die sich auch 2006 wieder überschneiden werden, ist verräterisch genug. Von den aktuellen Frühjahrserscheinungen als Aufhänger für die Messe beziehungsweise das Festival will keiner weg.
Dabei müssten sich Leipzig und Köln nicht gegenseitig im Weg stehen. Köln gestaltet seine Lesungen nicht nur vor großem Publikum, sondern auch mit anderen Stars etwa aus dem Theaterbereich. Leipzig aber bleibt meist bei der Lesung im ursprünglichen Sinne, wo das Publikum mit den Autoren ins Gespräch kommen kann.