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Archiv-Artikel

Radio Bremen verkauft Fernsehfläche

Noch wollen die Beteiligten es nicht bestätigen, aber es gilt als abgemacht: Möbel-Kraft aus Bad Segeberg kauft das Radio-Bremen-Gelände in Osterholz. Bauressort erklärt, Möbelhäuser seien „unterrepräsentiert“. Die Lokalpolitiker aber sind sauer

Von sgi

Bremen taz ■ Das Radio-Bremen-Gelände in Osterholz ist so gut wie verkauft. An Möbel-Kraft, einen Einrichtungsgiganten aus Bad Segeberg. In Bremen will Möbel-Kraft ein Haus mit 40.000 Quadratmetern Verkaufsfläche eröffnen. Mit dem Verkauf kommt Radio Bremen dem neuen Standort Faulenquartier ein Stück näher: Aus dem Erlös sowohl des Fernseh-Standortes in Osterholz als auch des Radio-Geländes in der Vahr soll der Sender einen Teil des mit 85 Millionen Euro bezifferten Umzuges in die City finanzieren – insgesamt 20 Millionen.

Über den Preis für die Fläche in Osterholz wollte sich gestern keiner der Beteiligten äußern. Schon gar nicht Möbel-Kraft – Geschäftsführer Gunnar George wollte noch nicht einmal den Kauf an sich bestätigen: „Keine Bestätigung, keine Dementis“, erklärte er, „solange das noch nicht in trockenen Tücher ist.“ Auch bei Radio Bremen hielt man sich überaus bedeckt: „Keine Stellungnahme“, sagte Pressesprecher Michael Glöckner.

Offenbar seien entscheidende Fragen noch ungeklärt, so wird das öffentliche Schweigen der Beteiligten intern gedeutet. Nur das Bauressort gab sich gestern ganz offen: „Der Kaufvertrag ist zustande gekommen“, erklärte Sprecher Kai Jürgens, „eine andere Erkenntnis liegt hier im Hause nicht vor.“ Bisher allerdings waren für das Gelände nur 16.000 Quadratmeter Verkaufsfläche vorgesehen. Wenn Möbel-Kraft nun auf mehr als dem Doppelten verkaufen will, muss ein neuer Senatsbeschluss her.

Mit Klingeberg im direkt gegenüberliegenden Weserpark gibt es an diesem Standort bereits ein Möbelhaus. Möbel-Kraft, das bei der Neueröffnung seines Buchholzer Hauses im vergangenen Jahr schon mal für Staus auf den Autobahnen gesorgt hat, wäre nicht nur für dieses eine Konkurrenz, sondern auch für das 30 Kilometer entfernte Dodenhof ein massiver Mitbewerber. Weder Klingeberg noch Dodenhof wollten die aktuelle Entwicklung kommentieren.

Was aus dem Fernsehgelände wird, darüber hatte es bereits heftige Debatten gegeben. Klar war nur, was dort nicht hin soll: noch mehr Einzelhandel. „Völlig ausgelutscht“ sei Osterholz, was das angehe, so formulierte Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter im vergangenen Jahr. Vor allem wollte man keinen SB-Discounter, der nicht nur dem Weserpark, sondern auch der Berliner Freiheit in der Vahr und dem Umland Konkurrenz gemacht hätte. Bei Möbelhäusern sei die Situation anders, so sieht es zumindest das Bauressort. Die seien in Bremen noch unterrepräsentiert, zitiert Sprecher Jürgens „verschiedene Gutachten“.

Ob unterrepräsentiert oder nicht – den Lokalpolitikern passen die Pläne um Möbel-Kraft ganz und gar nicht. Ortsamtsleiter Schlüter fürchtet um Arbeitsplätze im Weserpark. Beiratssprecher Walter Wilkens fordert „etwas für den Stadtteil Verträgliches“ – dass Möbel-Kraft dieses verträgliche Etwas sei, „daran habe ich meine Zweifel“.

Als „das angenehmere Übel“ bezeichnet Helmut Garber, Geschäftsführer der Wellness-Oase im Weserpark, die Möbel-Kraft-Pläne – angenehmer als „etwas Weserpark-Ähnliches“ dem Original gegenüber. „Es wird dem Standort insgesamt helfen“, so Garber, der vor allem auf eine Verbesserung der Verkehrssituation setzt. Auch für Klingeberg sieht der Nachbar gar nicht schwarz: Radio Bremen gehe frühestens 2006, wann auch immer Möbel-Kraft käme: Klingeberg habe genug Zeit, sich auf den Konkurrenten einzustellen. Garber: „Das ist positiv für den gesamten Bremer Osten.“ sgi