: Michael Jackson singt nicht auf Persisch
Die Hoffnung der Exiliraner ist nicht grün, sie ist vor allem jung. Es ist das „Netzwerk junger Iraner“, das in den vergangenen Tagen bei den Protesten im Exil den Ton angibt. So auch am Donnerstag in Berlin: 9 Uhr Sitzprotest vor der iranischen Botschaft, 18 Uhr Kundgebung am Breitscheidplatz vor der Gedächtniskirche, 21.30 Uhr Mahnwache am Brandenburger Tor. Unter dem Motto „Nein zur Islamischen Republik, Ja zur Freiheit! Unterstützt die Massenproteste im Iran!“ ruft das Bündnis, um an die niedergeschlagenen Studentenproteste im Iran vor 10 Jahren zu erinnern.
Die jungen Leute
Auf der Kundgebung versammeln sich etwa 500 Leute. Was nicht viel klingen mag, ist dennoch eine erstaunliche Menge. Denn bislang skandalisierten die Demos nur den Wahlbetrug, was unter den Studenten und jungen Aktivisten umstritten war. Nun sind sie davon überzeugt, den Wunsch nach einer Säkularisierung des Iran nicht länger hinter dem Protest gegen den Wahlbetrug verstecken zu müssen.
Da stehen jetzt also die Kinder ermordeter Schriftsteller und linker Aktivisten neben den Arbeiterkommunisten Irans, älteren Feministinnen und jungen Leuten, die sich gegenseitig mit Handykameras fotografieren.
Leyla Aslan, Mitte der 1980er vor politischer Verfolgung geflohen, sagt: „Die jungen Leute wollen nicht die Fehler der iranischen Linken von 1979 machen. Sie wollen keine Revolution, sie wollen kleine Schritte. Ob das gelingt, weiß ich nicht. Aber sie sind nun mal gerade die Macher.“ Reza Lotfi, 77, an seinem Anzug ein Button mit der monarchistischen Fahne, klingt hingegen leicht verwirrt: „Mein Lokal Persepolis wurde von Mudschaheddin und Hisbollah-Leuten kurz und klein geschlagen. Die jungen Leute wissen genau, wem sie nicht trauen können.“
Jugendlich = zionistisch
Farin, 21, Student: „Alles, was iranische Jugendliche wie ich gut finden, bezeichnet die iranische Regierung als zionistisch. Das nervt uns.“ Die Schauspielerin Pegah Ferydoni, 26, bekannt aus „Türkisch für Anfänger“: „Ich hab mich nie für die Erzählungen meines Vater interessiert, dass man etwas gegen das Regime unternehmen müsse. Aber jetzt glaube ich, dass die iranische Jugend an der Reihe ist, Verantwortung zu übernehmen.“
Nach den Redebeiträgen auf der Kundgebung klingt aus den scheppernden Lautsprechern Pink Floyds „Another Brick in the Wall“ und danach ein antifaschistisches persisches Lied aus den 1930er-Jahren. Farin singt mit und meint anschließend: „Jetzt müsste noch ‚Beat it‘ von Michael Jackson kommen.“ DORIS AKRAP