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Archiv-Artikel

Muslime nehmen Bank ein

Wegen diffuser Ängste in der Mülheimer Bevölkerung versucht die Stadt, den Einzug der islamischen Gemeinde in die gepanzerte ehemalige Landeszentralbank zu verhindern. Sie sucht nach Alternativen

VON NATALIE WIESMANN

Die Stadt Mülheim sucht eine neue Unterkunft für ihre islamische Gemeinde. Dafür trommelte Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld (SPD) jetzt Immobilienunternehmen und Kirchenvertreter zusammen, die sie bei der Suche nach einem geeigneten Moscheegebäude unterstützen sollen.

Doch Mühlenfeld hat für ihre Aktivitäten keinen Auftrag von der islamischen Gemeinde – diese hat ihr neues Heim schon längst gefunden: Seit Monaten steht sie mit der Bundesbank in Verhandlung über den Kauf des ehemaligen Landeszentralbank-Gebäude. Der hoch gesicherte Bau scheint aber – aufgeputscht durch die örtlichen Medien – bei der Mülheimer Bevölkerung zu Bedenken geführt zu haben. „Warum will die Gemeinde hinter dicken Mauern und Panzerglas verschwinden?“, hatte Dieter Wichering, Fraktionsvorsitzender der SPD, reagiert, als er von dem Kauf erfuhr. „Das ist integrationsfeindlich und beunruhigt die Bürger“, sagte er im Januar der taz. Auch die CDU hatte Bedenken gegen den Einzug der islamischen Gemeinde in das Bankgebäude geäußert.

Vorgehalten wird der Gemeinde unter anderem, dass vor Jahren ein Mann mit Al-Qaida-Kontakten in der jetzigen Mülheimer Moschee gebetet habe. Landesinnenminister Fritz Behrens (SPD) mahnte inzwischen die Mülheimer zu mehr Sachlichkeit. Gegen die Gemeinde liege beim Verfassungsschutz nichts vor und gegen den Kaufvertrag zwischen Bank und Gemeindezentrum sei auch nichts einzuwenden.

Die Verhandlungen zwischen Islamischer Gemeinde und Bank sind schon weit gediehen. Auch die Stadt ist sich bewusst, dass sie den Kauf nicht verhindern kann. Sie selbst habe keine Bedenken: „Die islamische Gemeinde will die Räumlichkeiten ja nicht wegen dem Tresor oder dem Panzerglas, sondern weil dort noch drei Wohnungen sind, die sie vermieten kann“, weiß Stadsprecher Volker Wiebels. Außerdem befinde sich das Gebäude direkt am Hauptbahnhof. „Das bietet sich für die Gemeinde an, weil auch Gläubige aus den Nachbarstädten erreicht werden können.“.

Doch die beunruhigte Bevölkerung scheint die Sachlichkeit zu übertönen, sonst suchte die Stadt nicht ungefragt nach alternativen Einrichtungen. Die Teilnehmer des runden Tisches, die dabei helfen sollen, wissen nicht wirklich, was die Aufregung soll. „Wir haben keine Berührungsängste mit der islamische Gemeinde, sagt der Vertreter der katholischen Kirche, Stadtdechant Manfred von Schwartzenberg. Prinzipiell habe seine Kirche wegen finanzieller Probleme sicherlich in Zukunft ein Interesse daran, Räumlichkeiten auch an islamische Gemeinden abzugeben. „Die Muslime in Mülheim brauchen aber dringend eine neue Unterkunft.“

Die islamische Gemeinde will sich nicht zu den Plänen der Stadt äußern. „Wir müssen das erst intern besprechen“, sagt Vorsitzender Sayed Siam.