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Archiv-Artikel

Peiners wachsende Wohnstadt

Finanzsenator entdeckt Lücke auf dem Wohnungsmarkt: Jeder zweite Neubau auf städtischen Flächen soll familiengerechte Größe haben. Schaffung passender Angebote – gerne durch Baugemeinschaften und Genossenschaften – hat Vorrang vor Erlös

Von Gernot Knödler

In der Not betreibt der Finanzsenator Stadtentwicklungspolitik. Es gehe nicht an, dass Hamburg Arbeitsplätze schaffe und die Menschen, die es damit anziehe, durch ein schlechtes Wohnungsangebot ins Umland treibe, sagte Behördenchef Wolfgang Peiner (CDU) gestern. Werden in Neugraben-Fischbek keine Wohnungen gebaut, ziehen die Profs der TU und die Ingenieure von Airbus weiterhin nach Buxtehude, Buchholz oder Winsen, fürchtet der Senator. Entscheidend dabei: Das Wohnungsangebot muss passen – und das tut es nicht. Es fehlten familiengerechte Wohnungen vom Typ „Vier Zimmer, 100 Quadratmeter“, sagte Peiner. Für ein solches Angebot will er jetzt aktiv sorgen.

Peiners zentrale Erkenntnis lautet: „Wir müssen die Lücke zwischen der Zweizimmerwohnung und dem Reihenhaus schließen.“ Bis 2008/2009 will er allein auf städtischen Grundstücken 5.500 Wohnungen bauen lassen. Die Hälfte davon soll eine familiengerechte Größe haben und dabei bezahlbar sein. Ein Drittel bis die Hälfte dieser Wohnungen soll von den künftigen Eigentümern selbst genutzt werden – sei es als Eigentumswohnung oder Eigenheim.

Der Finanzsenator und Erfinder des „Leitbildes Wachsende Stadt“ sprach von einem „Paradigmenwechsel“ im Umgang mit städtischen Grundstücken. „Verdichtung und Lebensqualität sind kein Widerspruch“, behauptete Peiner. Das zeigten schon die Grünen-Wähler, die so gerne in Vierteln wie Eimsbüttel oder Hoheluft lebten, die zwar hoch verdichtet seien, aber ein hochwertiges Umfeld böten. Seine Behörde werde die entsprechenden Flächen daher aktiv verplanen und vermarkten. Dazu gehören Messe-Auftritte und eine über das Internet zugängliche Grundstücksdatenbank, wie es sie für Gewerbeflächen bereits gibt.

Platz sei reichlich vorhanden, etwa auf Konversionsflächen wie den großzügig geschnittenen Grundstücken des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) oder ehemaligen Kasernen, sowie auf Anlagen der Bahn und der Post. Über Letztere könne der Senat zwar nicht verfügen, er dürfe darauf aber planen. Dazu komme die Nachverdichtung durch zusätzliche Häuser auf übergroßen Grundstücken und das Aufstocken vorhandener Bebauung. Es gelte Baulücken zu schließen, vernachlässigte Viertel wie die Veddel, Wilhelmsburg und Rothenburgsort zu beleben und die großen Projekte – die Hafencity, die Harburger Schlossinsel und die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) 2013 in Wilhelmsburg – zu nutzen.

Oberstes Ziel bei der Vermarktung sei die Schaffung familiengerechten Wohnraums, nicht, eine bestimmte Summe Geldes einzunehmen, versicherte der Finanzsenator. Durch die Vorgabe, einen bestimmten Anteil von Familienwohnungen zu bauen, würden die Preise automatisch sinken. Denn die Vorgabe werde die Gebote verschlechtern. „Auch wir müssen als Liegenschaftsverwaltung einen Beitrag zur Familienpolitik leisten“, betonte Peiner.

Wer in der Stadt baut, soll eine Förderung durch die Wohnungsbaukreditanstalt erhalten können. Aus Sicht Peiners wäre es ein Fehler, die Eigenheimzulage zu streichen, die viele Bauherren überhaupt erst mit Eigenkapital ausstatte. Die Politik könne nicht davon ausgehen, dass danach im gleichen Umfang weiter gebaut werde. Im Übrigen gebe es keinen inneren Zusammenhang zwischen der Hochschulfinanzierung und der Eigenheimzulage. Um die Grundstücke könnten sich gerne auch Baugemeinschaften und Genossenschaften bewerben.