: „Widerspruch erträgt er schwer“
Stasi erstellte Persönlichkeitsbild Kohls. Birthler-Behörde veröffentlichte Aktenauszüge
BERLIN dpa/taz ■ Die DDR-Staatssicherheit hat jahrzehntelang mit riesigem Aufwand Informationen über Helmut Kohl gesammelt und den CDU-Politiker schon vor seiner Zeit als Bundeskanzler (1982–1998) fest ins Visier genommen. Dabei hat sie ein umfassendes Persönlichkeitsbild erstellt. Das geht aus etwa 1.000 Seiten Akten hervor, die am Donnerstag in Berlin nach langem juristischen Tauziehen von der Behörde für die Stasi-Unterlagen veröffentlicht wurden.
Kohl gehe „in seiner Haltung zur Ostpolitik von einer antikommunistischen Grundposition“ aus, heißt es bereits 1982 in einem Dossier des von Erich Mielke geführten Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). „Widerspruch verträgt er nur schwer. Kohl mangelt es an Rhetorik, sodass er in öffentlichen Auseinandersetzungen und Auftritten blass wirkt“, heißt es in einer Stasi-Einschätzung.
Die Justiz hatte der Stasi-Unterlagen-Behörde von Marianne Birthler bei der Herausgabe der Unterlagen enge Grenzen gesetzt. Alle Erkenntnisse aus Abhöraktionen und Kohls privatem Umfeld dürfen nicht veröffentlicht werden. Hinweise mit persönlichen Bezügen sind in den Papieren geschwärzt.
Dokumentiert ist unter anderem auch eine Stasi-Bewertung von Kohls Regierungserklärung von 1987: „Die Erklärung bleibt insgesamt blass und weicht grundsätzlichen Entscheidungen durch nebulöse Formulierungen aus.“