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Archiv-Artikel

Sind Sie eine Heldin?

Die taz sucht Preisträger. Kreative, hartnäckige, widerborstige. Wir wollen wissen, ob die Deutschen nur noch schicksalergeben Miseren aller Art hinnehmen – oder ob es nicht doch gute Beispiele gibt, wo sich Menschen wehren. Wie sie judomäßig die miesen Umstände, den Gegner, die Bürokratie aushebeln und mit ihrer Eigeninitiative etwas erreichen. Wie sie Ansätze zum Handeln erkennen, Verbündete suchen und sich organisieren.

Die taz fühlt sich einigermaßen kompetent, einen solchen Preis auszuloben. Schließlich sind wir selbst als ein Projekt gestartet, dem man eigentlich keine Chance eingeräumt hatte. Und trotz mancher Genervtheit über unsere knappen Ressourcen haben wir schon das ein oder andere bewirkt. Der fauchende Panter ist denn auch ein altes Wappentier der taz. Von ihm stammt die Tatze im Titelkopf auf Seite 1.

Mit dem taz-Panter wollen wir die Winkel der viel gerühmten Zivilgesellschaft ausleuchten. Wir wollen die Kandidaten in der Zeitung porträtieren, damit ihre Ideen bekannt werden. Das soll die Initiativen durchschlagkräftiger machen und hoffentlich Nachahmer auf den Plan rufen. Und Sie, liebe LeserInnen, werden einen von zwei Preisen per Abstimmung vergeben.

Wie in Deutschland nicht anders zu erwarten, gibt es bereits die ersten Vorbehalte gegen diese Idee: Preise gebe es doch wahrlich genug! Und gut gemeint sei schließlich das Gegenteil von gut; wer sich heutzutage sozial engagiere, ermögliche doch geradezu den sozialen Kahlschlag. Denn erst durch die ganze ehrenamtliche Arbeit könnten sich der Staat und die Unternehmen doch immer weiter aus ihren eigentlichen Aufgaben zurückziehen.

Das mag in Einzelfällen so sein. Aber wir suchen ja gerade Menschen, die verhindern, dass sich die eigentlich Zuständigen davonmachen. Wir brauchen nicht einen starken Mann, einen Durchgreifer, einen Ruckredner. Wir brauchen viele Menschen, die die starken Männer kontrollieren. Die sich einmischen und ihren verfassungsmäßigen Beauftragten – den Politikern, den Verwaltungen, den Richtern – auf die Finger sehen. Nur wer sich wehrt, kann sich hinterher beschweren. Der Bürger ist der Souverän, nicht der souveräne Meckerer.

Das klingt wie eine weitere präsidiale Predigt, aber so funktioniert Demokratie nun einmal. Und wenn sie nicht mehr funktioniert, die Voksherrschaft, dann hat nicht nur die Herrschaft, sondern auch das Volk Schuld. Der Panter-Preis soll deshalb nicht nur Beispiele und Ideen liefern, er soll auch deutlich machen, dass Zivilisiertheit, Mitmenschlichkeit und Courage nicht vom Himmel fallen.

Also her mit den preiswürdigen Menschen und Gruppen! Wir wissen viel zu wenig über sie.

REINER METZGER