In die Erste Liga geschmettert

Team der Woche: Die Volleyballerinnen des Köpenicker SC sind souverän in die Bundesliga aufgestiegen. Dabei sind die Spielerinnen im Schnitt gerade 18 Jahre alt

Ralf Hartig hat einen Traum. „Manchmal wünsche ich mir, dass irgendwann nur Volleyballerinnen für die Nationalmannschaft aufschlagen, die einmal beim Köpenicker SC gespielt haben“, sagt er. Dann sieht er sich um. Zweifelnden Blicken begegnet er mit der trotzigen Frage: „Warum denn nicht?“ Wenn man etwas bewegen wolle, dann könne man das auch schaffen.

Hartig ist Volleyballtrainer in Köpenick. Und in der Tat, er hat zusammen mit seinem Partner Michael Lehmann einiges bewegt. Der Köpenicker SC ist auf dem Weg, eine ganz große Nummer zu werden im deutschen Frauenvolleyball. Die erste Mannschaft hat in der laufenden Saison alle Gegner in Grund und Boden geschmettert und stieg souverän in die Bundesliga auf.

Die Reserve hat den Aufstieg in die Zweite Bundesliga nur aufgrund des um einen Punkt schlechteren Satzverhältnisses verpasst. Beide Teams können getrost noch als Mädchenmannschaften bezeichnet werden. Die Erstligaaufsteigerinnen sind im Schnitt etwas über 18 Jahre alt, die Regionalligaspielerinnen gerade einmal 16.

Ihre Trainer, Hartig und Lehmann, leben für den Volleyballsport. Sie betreuen alle beim Köpenicker SC spielenden Volleyballerinnen. Selbst die Freizeitspielerinnen werden von den Bundesligatrainern persönlich unterwiesen. Das soll die Bindung des Vereins an den Stadtteil vergrößern. Zu Schuljahresbeginn besuchen sie alle Grundschulen im Bezirk und fragen die Mädchen, ob sie nicht Lust auf Ballsport hätten. Seit zwei Jahren bieten die beiden in Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten Sportkurse an, um die Kleinen an den Umgang mit dem Ball zu gewöhnen.

Wer sich als besonders geschickt erweist, wird gefördert und landet in einer der vielen Jugendmannschaften, die Jahr für Jahr bei den Berliner Meisterschaften Titel abräumen. Auch neun deutsche Meistertitel haben Nachwuchsmannschaften vom KSC inzwischen gewonnen. Die Szene weiß also um die gute Arbeit, die im Südosten Berlins geleistet wird.

Dennoch wird es nicht einfach werden, in der Bundesliga zu bestehen – vor allem finanziell. Die Halle in der Flatow-Oberschule, in der die Heimspiele der Köpenicker stattfinden, ist nach den Statuten des Volleyballverbandes zu klein für eine Erstligaarena. Der KSC ist auf eine Sonderregelung angewiesen. Auch die Kosten für die Schiedsrichter, die Netzanlage und die Banden sind in der Bundesliga nicht zu unterschätzen. Außerdem müsse man den Spielerinnen etwas mehr als eine Aufwandsentschädigung zahlen. Mit Air Berlin konnte immerhin rechtzeitig mit dem Aufstieg ein solider Sponsor präsentiert werden.

Verstärken müssen sich die Berlinerinnen auch. Denn sie wollen in der Eliteklasse bleiben. Sie hoffen, dass die Mannschaft nicht auseinander bricht. Schon einmal mussten sie eine ihrer besten Spielerinnen abgeben. Die Köpenickerin Laura Ludwig spielt schon lange in der Bundesliga – bei Bayer Leverkusen. Mittlerweile gehört sie zum Nationalkader im Beachvolleyballbereich. Damit ist sie ist die erste Nationalspielerin, in deren Biografie der Köpenicker SC als Heimatverein auftaucht. Wenn es nach Ralf Hartig geht, wird sie nicht die letzte sein.

ANDREAS RÜTTENAUER