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Archiv-Artikel

Ozonloch in der Arktis

Bremer Umweltphysiker nahmen an mehreren Messflügen in den polaren Gebieten teil

Bremen taz ■ In diesem Winter kommt es zu erheblichen Ozonverlusten über der Arktis. Möglicherweise werden sie die bisherigen Rekordwerte übertreffen. Diese Befürchtung bestätigen Messungen von Umweltphysikern der Universität Bremen. Die Wissenschaftler Holger Bremer und Harry Kuellmann führten in einem Forschungsflugzeug der NASA diese Untersuchungen mit einem eigens entwickelten Messinstrument durch.

Aus Sicht von Klimaforschern stellt der diesjährige Winter eine Besonderheit dar. Die beobachteten Temperaturen in der unteren arktischen Stratosphäre – das ist in einem Höhenbereich zwischen 15-25 km – sind die kältesten der vergangenen 50 Jahre. Als Folge erwarten die Klimaforscher einen starken Abbau der stratosphärischen Ozonschicht, die die Erde vor der schädlichen UV-Strahlung der Sonne schützt. Denn erst bei sehr kalten Temperaturen, die nur im Winter in der polaren Stratosphäre auftreten können, bilden sich polare Stratosphärenwolken. Chlor kann an der Oberfläche dieser Wolken von seiner nicht aktiven in eine aktive Form überführt werden. Diese aktiven Chlorverbindungen sind die Hauptverursacher des stratosphärischen Ozonabbaus.

Über dem nordpolaren Gebiet ist der Ozonabbau „normalerweise“ weniger stark ausgeprägt. Die Messergebnisse überraschten daher selbst Experten: Neben sehr hohen Konzentrationen von aktivem Chlor (Chlormonoxid) wurden im Vergleich zu früheren Jahren nur sehr geringe Werte an Salpetersäure gemessen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Normalisierung in diesem Jahr erst spät eintreten und sich der Ozonabbau bis weit in den Frühling hinein fortsetzen könnte.

Doch diese Prozesse sind nicht nur auf die polaren Gebiete beschränkt: Am zweiten Märzwochenende schoben sich Teile der polaren Luftmasse über Mitteleuropa bis zur Mittelmeerküste. Erste Auswertungen der Messdaten zeigen, dass es in diesem Winter massive Ozonverluste geben kann, die die Verluste früherer kalter Winter durchaus übertreffen könnten.www.iup.physik.uni-bremen.de