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Archiv-Artikel

kaputter fussball Die Feinde des Spiels

Egal ob der KFC Uerdingen noch in allerletzter Sekunde vor der Pleite gerettet wird, der deutsche Fußball geht kaputt. Nein, nicht aufgrund des Hoyzer-Skandals. Das Problem ist größer und weist über den Fall Uerdingen hinaus. Die Fußball-Basis bröckelt, der harte Kern des Spiels schwindet. Ex-DFB-Pokalsieger Uerdingen ist nur ein Club in einer langen Reihe, die seit Jahren dem Untergang entgegendämmern. Wattenscheid, Herne, Solingen, Fortuna Köln, der FC St. Pauli (um ein Beispiel außerhalb des Landes NRW zu nehmen), Wuppertal oder Düsseldorf – egal wo, die Misere ist zum Trend geworden.

KOMMENTAR VONMARTIN TEIGELER

Wer ist hauptverantwortlich für den Niedergang vieler Clubs? Es sind die Feinde des Spiels, die Strukturen im Deutschen Fußball. DFB und Profivereine betreiben seit Jahren eine strukturelle Umverteilung von Unten nach Oben. Fette TV-Gelder werden nicht einmal ansatzweise solidarisch verteilt, sondern fast komplett von Bundesliga-Clubs verfrühstückt. Wer dann das Pech hat, aus der Eliteklasse abzusteigen, landet irgendwann in der langweiligsten Fußball-Liga der Welt. Die heißt Regionalliga, wird vom DFB bürokratisch verwaltet und vom dritten Fernsehprogramm lieblos übertragen. In England heißt die dritte Spielklasse „Coca-Cola League One“, sie wird professionell vermarktet und ist ein Renner im TV. Und in Deutschland? Da heißt das Elend: Regionalliga, Staffel Nord. Wer in diesem Fußball-Armenhaus landet, bekommt kaum Fernseh- und Sponsorengelder, muss aber schikanöse DFB-Richtlinien erfüllen. So müssen die Regionalligaclubs Jugendquoten einhalten, in der Bundesliga gibt es derartige Regelungen verblüffenderweise nicht.

Kein Geld, keine Macht, keine Chance – in Fußball-Deutschland hat die Deklassierung also System. An den Zuschauern liegt es übrigens nicht: Rund eine Million Fans schauen sich die Drittliga-Spiele im Stadion an. Aber die Zuschauer interessieren den DFB ja nur, wenn sie im Internet teure WM-Tickets bestellen dürfen.