Das Wüstenrot-Jahr

Der Countdown läuft. Bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sollen viele Bauten in der Hauptstadt fertig sein

Der Countdown läuft, nicht nur Unter den Linden. Bevor am 12. Juni 2006 das erste Gruppenspiel der Fußballweltmeisterschaft im Berliner Olympiastadion angepfiffen wird, will sich die Hauptstadt herausgeputzt haben. Nicht nur die Fans sind deshalb im WM-Fieber, sondern auch die Bauarbeiter auf zahlreichen Baustellen.

Das betrifft vor allem die Vorhaben der Bahn AG. Rechtzeitig zur WM 2006 sollen der Lehrter Bahnhof, die Bahnhöfe Papestraße und Gesundbrunnen sowie die Regionalbahnhöfe Potsdamer Platz und Lichterfelde Ost eröffnet werden. Alles im Plan, verkündete Bahn-Chef Hartmut Mehdorn vor kurzem erst für den Bahnhof Papestraße, der zum zweitgrößten Bahnhof in Berlin werden soll. Am „Glanzstück aller deutschen Bahnhöfe“, dem Hauptbahnhof Lehrter Bahnhof, laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. Hier sollen einmal 764 Fern- und Nahverkehrszüge am Tag halten und 240.000 Fahrgäste ein- und aussteigen.

Aber auch die privaten Investoren müssen sich ins Zeug legen. Wenn der Umbau des östlichen Abschnitts Unter den Linden fertig ist, soll dort auch ein neues Luxushotel eröffnet haben. Ins denkmalgeschützte ehemalige Staatsbank-Gebäude am Bebelplatz will bis 2006 das Grand Hotel de Rome ziehen. Das Bauvorhaben ist zugleich Teil des „Operncarrés“ zwischen Behrenstraße, Französischer Straße und Hedwigskirche, das ebenfalls zur WM fertig sein soll.

Eine Lückenschließung wird bis 2006 auch am Leipziger Platz erwartet. Dann nämlich sollen zwölf Gebäude am ehemaligen „Oktogon“ stehen und das achteckige Raster des Platzes kenntlich machen. Einzig das ehemalige Wertheim-Grundstück harrt wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse noch immer seiner Bebauung.

Finale 2006 heißt es auch auf der Museumsinsel. Schon in diesem Jahr wird das Ägyptische Museum in Charlottenburg schließen und wieder ins Alte Museum am Lustgarten zurückkehren. 2006 schließlich wird das restaurierte Bodemuseum eröffnet werden. Das mit 1,5 Milliarden Euro teuerste Kulturprojekt der Bundesrepublik – die Sanierung der Museumsinsel – ist dann zwei wichtige Schritte weiter.

Etwas langsamer geht es dagegen in der City-West zu. Zwar will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den Autotunnel am Breitscheidplatz bis 2006 zugeschüttet haben. Die Neugestaltung des Platzes wird aber noch ein wenig auf sich warten lassen. Der Umbau des Bikinihauses startet wohl erst nach der Fußball-WM. Vielleicht ist das aber auch ein kleiner Trost. Das Leben muss schließlich weitergehen, auch nach dem Finale am 9. Juli 2006. UWE RADA