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Archiv-Artikel

CDU: Öffentlichkeit für Vergleiche

Schul-Vergleichstests sollen öffentlich werden, fordern CDU und Philologen. Ressort und GEW dagegen: Sozialindikatoren machten öffentlichen Vergleich kaum möglich

Von sgi

bremen taz ■ Die Vergleichstests der Bremer Schulen sollen in einer Datenbank veröffentlicht werden, das hat gestern die CDU gemeinsam mit dem Bremer Philologenverband, der Vertretung der Gymnasiallehrer, gefordert. Dass das Bildungsressort die Ergebnisse der Tests, die in den sechsten und zehnten Klassen aller Bremer Schulen geschrieben werden, öffentlich zugänglich macht, fordert die CDU schon länger und auch der Philologenverband sei längst dieser Meinung, so sein Vorsitzender Hartmut Voigt. Bei einem Treffen wurde diese Übereinstimmung festgestellt – und gestern öffentlich gemacht

CDU und Philologen haben dabei unterschiedliche Intentionen: Während die CDU auf diese Art Transparenz über die Leistungsfähigkeit der einzelnen Schulen herstellen will, die vor allem den Eltern dienen soll, wollen die Bremer Philologen ihre Lehrer-KollegInnen unterstützen: „Jeder Lehrer muss Vergleichsmaßstäbe kriegen“, sagt Philologe Voigt.

Doch dass die so gegeben seien, dem widerspricht das Bildungsressort. Die Sozialindikatoren, die den sozialen Hintergrund der Schüler belegen, müssten bei den Tests berücksichtigt werden: „Sie können eine Schule in Schwachhausen nicht mit einer in Tenever vergleichen“, sagt Rainer Gausepohl, Sprecher des Bildungssenators.

Wolle man auch nicht eins zu eins, kontert die CDU: „Wir wollen keine Stigmatisierung einzelner Lehrer oder Klassen“, so Bildungsexperte Claas Rohmeyer, sondern „anonymisierte Ergebnisse“, bei denen auch die Sozialindikatoren berücksichtigt seien. So soll „eine gewisse Transparenz, wie sich eine Schule verbessert oder verschlechtert hat“, hergestellt werden. Rohmeyer: „Die Eltern sollen nicht nur nach Architektur oder, schlimmer noch, nach dem Ruf einer Schule entscheiden.“

Die Lehrergewerkschaft GEW kritisiert die CDU-Forderung heftig. „Das läuft auf ein Ranking hinaus, eine soziale Abwärtsbewegung ist vorprogrammiert“, so GEW-Vorsitzender Jürgen Burger. Sozialindikatoren und Schulleistung in Beziehung zu setzen, sei „ein sehr komplexes Verfahren und nicht für eine Veröffentlichung gedacht, allenfalls für eine wissenschaftliche.“

Sein Kollege Hartmut Voigt findet das überhaupt nicht: Dass die soziale Herkunft den Bildungsweg eines Schülers maßgeblich bestimme, sei „marxistischer Uralt-Quatsch, der sich überlebt hat.“ sgi