: Ölpreis erstmals über 60 Dollar
Der neue Rekord ist Folge einer Studie der Bank Goldman Sachs. Demnach könnte der Preis pro Barrel Rohöl noch bis auf 105 Dollar steigen
HAMBURG/KUWAIT ap ■ Der Ölpreis hat zum ersten Mal die Marke von 58 Dollar pro Barrel überschritten. Im September zu lieferndes Rohöl kostete zeitweise sogar etwas mehr als 60 Dollar, womit ein Kontrakt erstmals die Marke von über 60 Dollar überstieg. Angesichts des rasanten Preisanstiegs denkt die Organisation Erdöl exportierender Staaten, Opec, nun erneut über eine um 500.000 Tonnen pro Tag höhere Förderung nach. Der amtierende Opec-Präsident und kuwaitische Ölminister Ahmed Fahd al-Sabah sagte in Kuwait, er rechne binnen zwei Wochen mit einer Entscheidung über eine Produktionsausweitung um eine halbe Million Barrel auf dann 28 Millionen Barrel pro Tag.
In Deutschland bewegen sich die Preise von Benzin und Diesel auf Rekordwerte: Diesel kostete 1,04 Euro, Superbenzin 1,18 Euro. Seit Jahresbeginn wurde Diesel um 20 Cent teurer, Benzin um 13 Cent. Die Ölpreise sind seit vergangenem Donnerstag dramatisch gestiegen, nachdem die Bank Goldman Sachs eine Studie veröffentlicht hatte, wonach die Ölpreise möglicherweise auf bis zu 105 Dollar pro Barrel steigen könnten.
Unterdessen äußerte der Chefvolkswirt der Bayerischen Landesbank, Jürgen Pfister, die Sorge, dass der hohe Ölpreis dem Wachstum in Deutschland schaden könnte. „Wenn der Preis so hoch bleibt, müssen wir mit einem deutlich gedämpften Wirtschaftswachstum in Deutschland rechnen, auch für das Jahr 2006“, sagte er der Deutsche Welle-TV. Auch Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) bezeichnete den Ölpreis als „Problem“ für die deutsche Konjunkturentwicklung.
Die deutsche Exportwirtschaft hingegen sieht das in diesem Jahr angestrebte Wachstum um sechs Prozent durch den hohen Ölpreis nicht gefährdet. „Wir erwarten, dass die übertriebene Spekulation um die Ölnachfrage sich im Sommer gelegt haben wird und wir wieder einen soliden Ölpreis um 45 Dollar je Barrel bekommen“, sagte der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), Anton Börner. „Außerdem kompensiert der niedrige Dollarkurs zum Teil die Mehrkosten, die der Ölpreis verursacht.“ Damit seien auch die deutschen Exportunternehmen „vor dem Ölpreis als Wachstumsbremse“ abgesichert.