: Am Ende gewinnt das Geschäft
UNSPORT Die Basketballer der Tigers aus Hannover steigen auf – ohne sich dafür qualifiziert zu haben
Es gibt Sekt. Aber der siebte Aufstieg im siebten Jahr in Folge, am so genannten grünen Tisch von Funktionären beschieden, hat einen faden Beigeschmack. „Wir wollen nach oben. Also sagen wir nicht Nein“, sagt David Arigbabu über sich und die UBC Tigers aus Hannover. Der Sportler in ihm giert nach Punkten und Aufstiegen. Er hat aber auch ein kleines Problem damit, dass die Tigers in der vergangenen Saison nur Zehnter der 2. Liga Pro B geworden und trotzdem in die 2. Liga Pro A aufsteigen dürfen. Der Kopfmensch in ihm dagegen, der jubelt laut. Arigbabu ist nämlich auch Vermarkter eines Klubs, der bis in die Bundesliga stürmen will. Deshalb sagt der 34-Jährige kühl: „Es darf im Basketball nicht nur der gewöhnliche Sport sein. Auch das Drumherum ist wichtig, eine gesunde Mischung eben.“
„Die Punkte auf dem Feld sind nicht mehr ganz so wichtig“, gesteht auch Nicolas Grundmann, Geschäftsführer der 2. Liga Pro A, mit Blick auf ein neues Reglement. Die Tigers aus Hannover profitierten von Pluspunkten abseits des Spielfeldes. Wer als Verein einen Jahresetat von mindestens 400.000 Euro hat, kommt in der Rechnung der Funktionäre schneller voran. Wer eine Heimspielstätte mit einem Fassungsvermögen von mindestens 1.800 Zuschauern zu bieten hat, steht noch besser da. Es sind gewisse Mindeststandards, die erfüllt werden müssen, um in den Profiligen am Ball sein zu dürfen. Bundesligist Köln 99ers, zuletzt knapp bei Kasse, konnte die Standards nicht mehr erfüllen. Dafür jubeln jetzt die Eisbären Bremerhaven, die auf dem sportiven Weg abgestiegen waren und nun doch erstklassig bleiben.
Das bezahlte Basketball in Deutschland, sagen seine Kritiker, vermarkte sich immer noch zweitklassig. Man kann darüber streiten, ob professioneller oder weniger amerikanisiert gearbeitet werden sollte. Wer in Hannover genau hinsieht, entdeckt bei allem Genörgel an wirtschaftlich gesteuertem Erfolg eine junge Generation, die den Muff aus den Basketballhallen endgültig vertreiben will. Korbjäger Arigbabu schreibt mit den Zwillingen Markus und Michael Goch, die eine Werbeagentur sowie die UBC Tigers anführen, an einer Erfolgsgeschichte. Sie eilen von einer Spielklasse zur nächsten, weil sie das Zusammenspiel zwischen Sport und Event verstanden haben. In die kleine Uni-Sporthalle am Moritzwinkel lockten sie die Fans noch mit guter Unterhaltung und viel Freibier. Für die 2. Liga Pro A ziehen die Tigers in die größere AWD-Hall um. „So weit die Knochen tragen“ soll es für David Arigbabu mit den Tigers noch gehen. Er wird wohl bald jüngere Spieler für seine Nachfolge suchen müssen, mit denen sich die nächsten Standards erfüllen lassen. CHRISTIAN OTTO