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Archiv-Artikel

Dunkle Ecke in bester Lage statt „Wolke 7“

Sechs Jahre lang wurde im Erdgeschoss des Parlaments eine Gastronomie geplant – nun ist das Geld dafür gestrichen

Von kawe

bremen taz ■ Der Bürgerschaftsvorstand hat gestern offiziell zur Kenntnis genommen, was die Mitglieder schon in der Zeitung gelesen hatten: Der Umbau der Parterre-Etage, um das Gemäuer für einen gastronomischen Betrieb zu öffnen, wird nicht stattfinden. Sechs Jahre lang hatte der Bürgerschaftsvorstand das Projekt betrieben, die Bibliothek war wegen dieser Planungen in das Nebengebäude verlegt worden. Tausende kommen täglich an dem Gebäude in bester Lage vorbei – was läge näher als diese gute Lage zu nutzen, um letztlich auch auf das Bremer Parlament aufmerksam zu machen?

„Schade“, sagt Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD). Doch er selbst hatte in einem Fernsehinterview die Planungen abgeblasen – ohne Absprache mit dem Bürgerschaftsvorstand. Als Grund verweist Weber auf die öffentliche Kritik an den Kosten des Parlaments. Vorhergegangen war allerdings ein eindeutiger Hinweis aus dem Finanzressort, dass dieser Sparbeitrag der Bürgerschaft erwartet werde.

Wegen der Betonbauweise ist die Öffnung des Gebäudes hin zum Domshof teuer, tragende Wände müssten geöffnet und die Entlüftungen für eine Küche quer durchs Gebäude gezogen werden. Die Firma Zechbau hatte zusammen mit dem Gastronomen Andreas Hoetzel vor zwei Jahren eine ambitionierte Planung unter dem Arbeitstitel „Wolke 7“ vorgelegt. Zechbau wollte den Umbau finanzieren, dafür aber eine längerfristige pachtfreie Nutzung bekommen. Das wollte der Bürgerschaftsvorstand nicht, es sollte alles billiger gehen. Eine Becks-Tochter kam ins Geschäft, die Planungen zogen sich hin und am Ende wurde wieder deutlich: Der Umbau wird sehr teuer. Doppelt so teuer wie die bei Zechbau abgelehnte Summe, sagt Weber. Im Sommer 2004 beschloss die Bürgerschaft, 400.000 Euro für den Umbau bereitzustellen. Die umliegenden Gastronomen waren wenig begeistert.

Nach sechs Jahren Planung ist die Parterre-Etage freigeräumt für den Umbau und alles ist abgeblasen. Zechbau wieder ins Spiel zu bringen, „kommt nicht in Frage“, sagt Weber. So wird die Parlamentsetage in bester Innenstadt-Lage vorerst eine dunkle Ecke bleiben. kawe