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LESERINNENBRIEFE

Der Finanzwirtschaft Regeln geben

■ betr.: „Ausblick 2012: Auch im neuen Jahr bleibt’s turbulent“,taz vom 31. 12. 11

Im Jahr 2011 sind eine ganze Reihe von Illusionen unserer Gesellschaft zusammengebrochen: die Lüge von der sicheren und sogar „zukunftssichernden Atomkraft“ durch das noch unkontrollierte „Absaufen der Asse“, durch Enthüllungen über Gorleben und vor allem durch das Fiasko in Fukushima. Die Lüge vom „erfolgreichen Afghanistan-Einsatz“, der mit Milliarden von Steuergeldern „unsere Freiheit“ sichern sollte und nur zu Tausenden von Toten, Gewalt und Gegengewalt in der zu Beginn des Krieges friedlichen Nordprovinz geführt hat. Ebenso die Lüge über „naturbedingte Klimaschwankungen“ als angebliche Ursache für die Erderwärmung. Die 2011 erneut ergebnislose Konferenz „unserer Politiker“ hat entlarvt, dass diese sich ausschließlich den kurzfristigen Profitinteressen ihrer Finanzlobbyisten unterordnen – möglicherweise weil die Erderwärmung bisher nur auf der Südhalbkugel zu Millionen von Dürreflüchtlingen und Überflutungsopfern geführt hat.

Dann werden 2011 der Verdacht und die Erfahrungen vieler engagierter Demokraten bestätigt, dass dieser Staat nicht nur auf dem rechten Auge blind ist, sondern dass über Jahrzehnte Faschisten sogar ungestört bedrohen und morden konnten. Schließlich die Lüge von der „regulierenden Macht der Märkte“: Im Jahr 2008 wurden Finanzinstitute mit Hunderten Milliarden Steuergeldern gerettet, Staatsverschuldungen wurden damit für viele Staaten in bislang neue Dimensionen getrieben. Drei Jahre später wetten die Geretteten auf den Untergang der Währung ihrer eigenen Retter und demaskieren, dass nur die Märkte und Zocker die Regularien dieser Gesellschaft (und gegebenenfalls auch die Zusammensetzung europäischer Regierungen) bestimmen.

Die einzige Hoffnung sehe ich derzeit nur im engagierten Widerstand von Bürgern, ob sie sich nun bei Attac, Campact, Occupy, Greenpeace oder anderswo zusammenschließen und Politiker zwingen, der Finanzwirtschaft endlich wieder Regeln zu geben und diese auf ihre eigentliche Aufgabe, nämlich die Vergabe von Krediten, zu verweisen. KURT LENNARTZ, Aachen

Ja, ich will die Macht

■ betr.: „Nächstes Jahr weniger essen? Laaangweilig!“ von Susanne Klingner, taz vom 2. 1. 12

Danke, danke, danke! Aber diese Gedanken gehören auf die Titelseite. Und hier das Bekenntnis:

Ja, ich will die Macht. Ich will nicht mehr sehen, wie unqualifizierte Männer mir nichts dir nichts mit guten Netzwerken in die Chefposten aufsteigen, vorbei an Frauen, die sich qualifiziert und Vorleistung erbracht haben. Ich will Frauen sehen und hören, die Einfluss haben wollen, denen Konfektionsgrößen egal sind und die gesund bleiben wollen, damit sie die Kraft dafür haben, die Welt zu verändern. Frauen, die stolz darauf sind, kompetenter und lebenstüchtiger zu sein als die meisten Männer, und ganz klar sagen, dass sie Erwartungen und Ansprüche haben! Zum Beispiel, dass Berufe, die einen kompetenten Umgang mit Menschen erfordern, mindestens so viel einbringen müssen wie Berufe, die einen kompetenten Umgang mit Technik erfordern. Zu unrealistisch? Wahrscheinlich. Aber trotzdem schön, Ihre Kolumne heute gelesen zu haben.

SILVIA TWARDAWA-LÜTH, Berlin

Gut und zeitgemäß

■ betr.: Neujahrsausgabe, taz vom 31. 12. 11 / 1. 1. 12

Die letzte Wochenend-taz war wieder prima, alle Berichte über das Thema Drogen gut und zeitgemäß. Endlich mal wieder was von Mathias Bröckers.

Beachtlich diesmal auch die Sportseite mit T. Purschkes „Monotonie im Kühlschrank“. So einen künstlichen, Energie schluckenden Langlauftunnel gibt’s auch in der Gegend Schwedens, in der ich oft bin, nur noch länger. Solchen Wahnsinn kann man nicht genug anprangern. Auch die provinziell-protzigen Verhältnisse in Oberhof mit dazugehörigen selbstgefälligen Machern sind einprägsam dargestellt. Wenn man zum Beispiel die ewigen Biathlonwettbewerbe mit diesen wurstigen, banal-trunkenen Einheitsdeutschen im Wolfskin-Outfit so sieht, vergeht einem schnell die Lust auf solche Events. Allerdings bin ich schon der Meinung, dass Wintersport sehr wohl in Waldregionen der Provinz und nicht in Metropolen stattfinden sollte, allerdings nur dann wenn dort noch wirklich Schnell liegt.

Ebenso klärend las sich M. Krauss(ens) Kolumne über gar nicht so doofe Fußballer und ihnen in den Mund gelegten dusseligen Aussprüchen. Woher diese eigentlich kommen, wusste ich gar nicht, da hat der Autor echt aufgeklärt. ALBERT REINHARDT, Stralsund

Sendungen archivieren

■ betr.: „Die fetten Jahre sind vorbei“, taz vom 31. 12. 11

mich interessiert so ganz nebenbei, warum das ZDF keine aufzeichnungen dieser aktion mehr hat. joseph beuys hatte bereits 1964 zum ersten mal an der documenta teilgenommen, an der damals international wichtigsten kunstausstellung. das ZDF ist ein öffentlich-rechtlicher sender mit zwangsgebühren. daraus erwächst ihm aber auch ein auftrag den zahlenden bürgern gegenüber, und dazu gehört verdammt noch mal, gewisse sendungen für die nachwelt zu archivieren anstatt irgendwelche gottschalks, silbereisen oder sonstige trivial-gefährliche belanglosigkeiten mit unsummen zu finanzieren. also warum hat das ZDF die aufzeichnungen vernichtet?

KARSTEN NEUMANN, Nürnberg

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